Die Kennedy Story
Das Attentat auf John F. KennedyAm 22. November 1963 um 11:30 Uhr landete die Air Force One in Love Field, die Maschine kam von der Carswell Air Force Base (Fort Worth, Texas). Rund 2500 Schaulustige standen entlang des Zaunes, um Präsident Kennedy und seine Frau zu begrüssen. Die Kennedys nahmen sich Zeit, sich kurz mit einigen Leuten zu unterhalten und vor allem viele Hände zu schütteln. Um 11:52 Uhr verliess die Wagenkolonne Love Field, Ziel war ein Mittagessen beim Trade Mart in Dallas.
Sie passierten am Flughafen die Statue "Spirit of Flights" und bogen dann links in die Mockingbird Lane ab. Am Anfang der Strecke gab es noch nicht viel zu sehen, nur wenige Schaulustige säumten die Strasse. Die Sonne blendete Jacqueline Kennedy und sie setzte ihre Sonnenbrille auf. Der Präsident bat sie jedoch, sie wieder abzunehmen, weil die Zuschauer doch ihr Gesicht sehen möchten. Auf der Lemmon Avenue stand am Strassenrand eine Gruppe Kinder mit einem Schild "Mr. Präsident, bitte halten Sie an und geben Sie uns die Hand". Der Präsident bat seinen Fahrer Bill Greer anzuhalten. Er stieg aus und war gleich umringt von der Kinderschar. Etwas später fuhr die Wagenkolonne weiter und Agent Winston Lawson stellte zufrieden fest, dass man auf seinen Rat hörte und sich in den Unterführungen nur Polizisten aufhielten. Weiter vorne hielt die Wagenkolonne nochmals an, weil Präsident Kennedy eine Gruppe Nonnen begrüssen wollte. In der Reagon Street, drei Häuserblocks bevor die Strassen enger wurden, stand Pater Oscar Huber mit ein paar jungen Männern aus seiner Gemeinde. Als die Autos an ihnen vorbei fuhren, drehte sich der Präsident plötzlich um und lächelte Pater Huber an. Ein Erlebnis, das er sicher nie mehr vergass, er sah den Präsidenten der Vereinigen Staaten! Um die Ecke sass Ted Dealey im 19. Stock seines Apartments, als er die Motorengeräusche hörte. Er schaute hinunter und sah die Wagenkolonne durch den Oak Lawn Park fahren und Jaquelines pinkfarbenen Hut fiel ihm auf.
Als sie am Robert E. Lee Denkmal vorbei fuhren, wurde Agent Forrest Sorrels etwas nostalgisch. Er dachte an den Tag als Franklin Roosevelt das Denkmal einweihte. Sorrels war damals noch ein ganz junger Agent und noch nie damit beauftragt "a great man" zu beschützen, mittlerweile war es Routine. Die Menschenmasse nahm zu, jeder Zentimeter der Bordsteinkante war besetzt. In der Live Oak Street, zwei Häuserblocks nördlich der Main Street, wurde es laut. Die Zuschauer standen acht, neun, zehn sogar elf Reihen auf dem Bürgersteig und aus den Fenstern schauten weitere Schaulustige. Es sah so aus, als war jeder Kennedy-Wähler vor Ort. Eine dichter Mob auf der linken Seite der Strasse, viele von ihnen mit dunkeln, mexikanischen Gesichtern, drängte zur Harwood Street. Die Menschenmenge zwang Greer dazu das Tempo der Limousine von 32 km/h auf 11 km/h zu drosseln. Auch der Polizist auf dem Motorrad musste sich zurückfallen lassen, er fuhr auf der linken Seite der Präsidenten-Limousine. Clint Hill, der wohl aktivste Agent an diesem Tag in Dallas, war jederzeit bereit, von seinem Trittbrett zu springen und Jacqueline Kennedy mit seinem Körper zu schützen.
Nun erreichten sie die Main Street. Diagonal über der Kreuzung auf der linken Seite, wurde das Stadtgefängnis von Dallas, das Hauptquartier von Chief Curry, sichtbar.
Chief Curry bog rechts ab, Greer folgte ihm und als John Kennedy vorausschaute sah er eine sich über 12 Häuserblocks ziehende Menschenmenge. Das war nun das Herzstück der Reise, über eine Länge von 1.5 km standen kreischende Büroangestellte, Fahnen flatterten und es herrschte eine unglaubliche Hitze. Die acht Wolkenkratzer der Innenstadt von Dallas ragten weit in den blauen Himmel. Die Uhr am Gebäude der Mercantile Bank zeigte 13:21 Uhr an. In London, 18:21 Uhr Ortszeit, sass die Schwester von Jacqueline, Lee Radzivill zu Hause in der 4 Buckingham Palace Road. Ihr Mann, Prinz Stanislaus Radziwill, ein polnischer Adliger, befand sich im St. James's Club. Sie hatten noch einen Wohnsitz in Manhattan, verbrachten jedoch im Moment die meiste Zeit in London. Die Uhr in der Hotel-Lobby vom Eden Hotel in Rom stand auf 19:21 Uhr. Pfarrer Philip N. Hannah, der Weihbischof von Washington, der für ein Konzil in den Vatikan reiste, unterhielt sich mit einem amerikanischen, katholischen Laien.
Auf dem Flughafen Love Field befand sich Candy McMurrey, die Schwägerin von Senator Edward M. Kennedy und wartete auf ihren Abflug um 12:45 Uhr mit American Airlines Flug 58 nach Washington. Die gigantischen Flügel der Air Force One waren vom Gate aus sehr gut zu sehen und sie erzählte ihrem Ehemann, einem Anwalt aus Houston, wie es im Innern des Flugzeuges aussieht. Sie flog letzten Sommer mit einem leitenden Angestellten in der Air Force One und beschrieb ihrem Ehemann das attraktive Interieur. Er hörte ihr aufmerksam zu, denn als Texaner wird er sich am Abend bei der Jubiläumsfeier von Ted und Joan Kennedy in Georgetown eher fremd fühlen und das wäre ein gutes Gesprächsthema. Zur selben Zeit war die "Caroline" gerade über New Jersey und flog südwärts über New York. An Bord waren die meisten der 26 von Ted Kennedys geladenen Gästen.
Um 8:21 Uhr hawaiianischer Zeit, verliess das Kabinett-Flugzeug (Aircraft 86972) gerade Hickman Field und bahnte sich den Weg durch starken Gegenwind in Richtung Japan. An Bord waren Landwirtschaftsminister Orville Freeman mit seiner Frau Jane, Aussenminister Dean Rusk, Finanzminister C. Douglas Dillon, Handelsminister Luther Hodges, Arbeitsminister W. William Wirtz und Innenminister Stewart Lee Udall und brüteten über ihren schwarzen Anweisungsbüchern. Pierre Salinger schaute gedankenverloren aus dem Fenster in die blau-graue "Meerlandschaft". Im Cockpit stellte der Pilot fest, dass er wegen dem starken Gegenwind nur unter 450 mph fliegen konnte und sie noch einen Stopp zum Tanken einlegen mussten.
Im Weissen Haus war es einer der ruhigste Vormittage seit Menschen Gedenken, 1339 Besucher wurden notiert als am Mittag als letztes Tor das "East Gate" geschlossen wurde. Weil der Präsident und seine Frau abwesend waren, verbrachte Bernhard West den Nachmittag mit seinen Kindern zu Hause. Provi Paredes, die persönliche Assistentin von Jacqueline Kennedy, tätigte Weihnachtseinkäufe in Silver Springs.
Die Wagenkolonne von Präsident Kennedy bog im selben Moment in Dallas in die Main Street ein.
Um 13:21 Uhr verliess Ted Sorensen die Hotel Suite von Roy Roberts, einen Verehrer von Kennedy. Dabei erinnerte er sich plötzlich an eine Aussage von John F. Kennedy. Ab 1840 starb jeder Präsident der im 20-Jahre-Rhythmus gewählt wurde während der Amtszeit: Harrison (gewählt 1840), Lincoln (1860), Garfield (1880), McKinley (1900), Harding (1920) und Franklin D. Roosevelt (1940). Kennedy lachte jedoch nur über dieses historische "Phänomen" und beabsichtige, den Fluch zu brechen.
Eine andere Kennedy, Eunice, die Schwester von John F., traf sich mit ihrem Mann zum Mittagessen. Mit dabei hatte sie ihren 4-jährigen Sohn Timmy. Sie verliess kurz vorher die Praxis von Dr. John Walsh, Eunice erwartete im Februar ihr nächstes Kind. Sie rief spontan Sargent Shriver an, nur selten hatte er Zeit für eine Pause aber heute nahm er sie sich. Eunice trug, wie immer während einer Schwangerschaft, ein schwarzes Kostüm. In Fort Worth schaute Marguerite Oswald seit 6 Stunden ununterbrochen fern. Während einer Werbeunterbrechung nahm sie ein Bad und zog dann ihre weisse Krankenschwesteruniform an. Marguerite hatte den Besuch des Präsidenten vergessen, sie war wegen ihren Lieblingsprogrammen so in ihre Gedanken vertieft. Ruth Paine war in ihrer Küche und bereitete das Mittagessen vor. Ihr Mann, Michael Paine war mit einem Studenten Namens Dave Noel in einem Restaurant zwischen Fort Worth und Dallas am Essen. Seit Tagen wurden bösartige Witze über ein Attentat auf den Präsidenten gemacht. Sie bedrückten Paine und er sprach mit Noel darüber aber sie kamen zum Schluss, dass sie zu wenig über die Geschichte wussten und beendeten die Diskussion.
Am Freitag ist in Dallas immer Zahltag, und das bedeutete für das Parkland Hospital eine aussergewöhnliche Anzahl betrunke Patienten die sich prügelten. Die ersten "Opfer" würden jedoch erst am frühen Abend eintreffen, die Mittagsstunden sollten ruhig bleiben. Der Chefchirurg war in Houston, die Oberschwester befand sich an einer Konferenz 50 Meilen entfernt. Jack Price, Portlands Verwaltungsbeamter, stand in seinem Büro, schaute aus dem Fenster und bestaunte das wunderschöne Wetter. Er überlegte, ob er einigen seiner Mitarbeiter erlauben sollte, nach draussen zu gehen um die Wagenkolonne beim Vorbeifahren zu sehen.
Das gefährlichste Zone in der Innenstadt von Dallas war die Dealey Plaza. Östlich, auf der Main Street, hatte die Polizei eine grosse Menschenmenge erwartet; jeder Häuserblock war unter der Aufsicht eines Inspektors. Im Westen der Plaza, jenseits der dreifachen Unterführung, würde die Geschwindigkeit der Autokolonne auf Stemmons Freeway Sicherheit gewährleisten, bis der Präsident den umkämpften Trade Mart erreichte. Bei der Ankunft in Love Field waren 365 Polizisten vor Ort, beim Mart deren 60. Zwischen den zwei Häuserblocks, bei der "Main zur Houston"-Verzweigung bis zur Unterführung, waren nur ein paar Streifenpolizisten postiert. Die Lücke war gerechtfertigt, weil es nur wenige Zuschauer am Main-Houston-Elm Zick-Zack geben würde. Es hatte beim Schulbuchlager weniger Zuschauer als im Einkaufsbezirk. Für die Nachbarschaft waren es dennoch viele. Abraham Zabruders Sekretärin schaute vom Dal-Tex Gebäude hinunter und war beindruckt von den Schaulustigen, die bereits am Strassenrand standen. Sie machte sich gleich auf den Weg zur Plaza. Einige hatten ihre Kinder mit dabei, James Brend, ein junger Vater aus Dallas, schärfte seinem Sohn ein "vergiss nicht dem Präsidenten zuzuwinken, vielleicht winkt er zurück". Vor dem Schulbuchlager stand Roy Truly mit ein paar seiner Mitarbeiter und sie horchten dem Brummen der sich nähernden Motorräder. Abraham Zabruder hockte auf einem Betonblock zwischen dem Schulbuchlager und der Unterführung, auf seiner Kamera hatte er bereits ein Teleobjektiv montiert.
In diesem Moment war ein wachsamer Polizist dabei, die Fenster in der Umgebung abzuscannen. Er hätte die Geschichte ändern können, weil Lee Oswald bereits in Position stand, gut sichtbar von der Dealey Plaza. Arnold Rowland, ein Jugendlicher der sich mit Waffen auskannte, war seit 12:14 Uhr mit seiner Frau am Warten. Auf dem Schulbuchlager befand sich eine grosse Hertz-Werbetafel, wo die aktuelle Uhrzeit angezeigt wurde. Er sah die Silhouette von Oswald im Fenster, wie er ein Gewehr diagonal über seinen Körper hielt wie ein Marinesoldat auf dem Schiessstand. Ein Polizeibeamter stand ca. 350 Meter von Rowlands entfernt, aber es kam Arnold nicht in den Sinn, mit ihm zu sprechen und ihn über den Mann im Schulbuchlager zu informieren. Rowland ging davon aus, dass Oswald den Präsidenten beschützen wollte und sagte zu seiner Frau "willst du einen Geheimagenten sehen?" "Wo" fragte sie und er sagte "in diesem Gebäude dort".
Westlich von der Houston Street warteten Robert Edwards und Ronald Fischer seit 12:20 Uhr und genossen das warme Wetter. Beide mussten nicht zurück ins Büro bis der Präsident an ihnen vorbei war. Plötzlich zeigte Edwards auf eine Typ und sagte "schau dieser Kerl da", Fischer sah ihn dann auch. Die Waffe war nicht zu sehen, ihre Aufmerksamkeit erweckte die Haltung von Oswald. Ronald Fischer bestätigte, dass sie sehr seltsam war. Er stand da wie versteinert, starrte nach rechts, weg von der Main Street. Fischer hatte das Gefühl, dass er sich nicht bewegte, nicht einmal mit den Augen zwinkerte, sondern nur dort stand wie eine Statue. Howard L. Brennan, ein anderen Augenzeuge, traf um 12:18 Uhr auf der Plaza ein und liess sich direkt gegenüber von Roy Trulys Gruppe auf eine ca. 1 Meter hohen Mauer nieder. Er befand sich direkt bei der Kreuzung von Houston und Elm Street und genau 40 Meter unterhalb von Oswald. Nun ertönt aus der Entfernung Jubelschreibe aus der Main Street. Brennan, Rowland, Edwards und Fischer vergassen die fremde Person im Schulbuchlager und Edwards sagte aufgeregt: "sie kommen".
12:22 Uhr, Main und N. Ervay Street Ein Dutzend junger Menschen drängten auf die Strasse. Inspektor Herbert Sawyer alarmierte ein paar Streifenpolizisten, um die Leute wieder zurück zu drängen. Der Secret Service wurde auch aktiv, Clint Hill joggte neben der First Lady, Jack Ready sprang vom Trittbrett um einen begeisterten Amateurfotografen aufzuhalten. Im Varsity öffnete Lem Johns um ein paar Zentimeter die Wagentüre damit er sofort aussteigen konnte, sollte jemand dem Auto von Lyndon Johnson zu nahe kommen.
Auf der linken Seite befanden sich das Mercantile Gebäude und das Geschäft der Neiman-Marcus Einkaufskette. Lady Bird, die zwischen Lyndon und Ralph Yarbourough sass, schaute in ein Neiman-Marcus Fenster und sah Mary Griffith, die sie vor 25 Jahren eingekleidet hat. Die beiden Frauen tauschten flüchtig ihre Blicke aus. Der 7. Stock des Mercantile Gebäudes war der Hauptsitz von Haroldson L. Hunt, einem Dallas Billionär. Flankiert von zwei Sekretärinnen schaute er zum Präsidenten hinunter, der fröhlich die Zuschauer vor dem Walgreens begrüsste. 12:23 Uhr, Main und N. Akard Street
Agent Forrest Sorrels, der im ersten Fahrzeug sass, hörte Jubelrufe "Der Präsident kommt!" Er schaute nach vorne und murmelte zu Lawson "mein Gott, schau dir all diese Leute an den Fenstern an." Auf der Höhe der N. Akard Street standen die Zuschauer in 10 Reihen. In einer der hinteren befand sich der leitende Redaktor der Dallas Morning News, Jack Krueger. Krueger arbeitete zurzeit nicht. Das erste Mal in seinem Leben war er als Jury-Mitglied tätig und seit 6 Wochen nicht mehr an seinem Arbeitsplatz. Im Gegensatz zu Ted Dealey war Krueger gross und kräftig, in diesem Gedränge konnte er den Präsidenten jedoch auch nur sehen weil er auf die Zehenspitzen stand.
12:24 Uhr, Main und N. Field Street
Jim Hosty, ein FBI Agent, der für die Überwachung von Lee Oswald verantwortlich war, sah Präsident Kennedy vom Bordstein aus und ging danach in den Alamo Grill essen.
12:26 Uhr, Main und S. Poydras Street
Marie Fehmer sah aus dem VIP-Bus ihre Mutter am linken Strassenrand stehen und fragte sich, ob sie sie wohl auch gesehen hat. Liz Carpenter, dem hallenden Gebrüll zuhörend, krähte "nun, das zieht der Dallas News und Barry Goldwater den Boden unter den Füssen weg!"
Doch nicht jeder war sich so sicher. Henry Gonzales, war wie Yarborough skeptisch. Doch der Abgeordnete und der Senator waren Ausnahmen, Mac Kilduff entschied, dass die Ängste unbegründet waren. Es stellte sich heraus, dass es in dieser Woche einer der besten Empfänge war. Die Strasse erinnerte Lawrence O'Brien an den Broadway in New York. Der fieberhafte Tumult waren derselbe. Die Leute auf der Seite des Präsidenten schrien "Jackie, Jackieee" und O'Donnells Instinkt sagte ihm, dass die First Lady in den nächsten Monaten noch sehr wichtig sein würde.
Im SS 100X winkte Präsident Kennedy wieder den Leuten zu, die immer lauter brüllten. Nellie Connally hörte Kennedy immer wieder "Dankeschön" sagen. "Sie können ihn nicht hören" sinnierte sie, warum bemüht er sich? Sie nahm an, dass es Gewohnheit war, er war ja wohl erzogen. Lamar Street, Austin Street…
12:28 Uhr, Main und Market Street
Sie fuhren nun durch ein düsteres Viertel. Ralph Yarborough dachte, man wäre mit dem Präsidenten besser nicht hier entlang gefahren, sah dann jedoch, dass sie bald durch waren. Zwei Häuserblocks weiter lag auf der linken Seite das hässliche Gotik Sandstein Gerichtsgebäude und auf der rechten Seite das schmuddelige Dallas County Records Gebäude. Dahinter sah man das Grün der Dealay Plaza. Yarborough sah das erste Fahrzeug der Wagenkolonne rechts abbiegen. Irrtümlich dachte er, dass sie von der Main Street direkt den Stemmons Freeway erreichten. Wegen einer Verkehrsinsel vor ihnen war der Umweg über die Elm Street notwendig, Yarborough erstarrte. Warum rechts? Das war die falsche Richtung. Was war da drüben los?
12:29 Uhr Main und Houston Street
In der Houston Street befanden sich weniger Leute und Clint Hill sprang wieder zurück auf seinem Platz auf dem Trittbrett und nahm tief Luft. Auch hier waren die Leute begeistert am Klatschen. Nellie war überrascht und erfreut: "Sie können sicher nicht sagen, dass sie Dallas nicht liebt, Mr. Präsident", schrie sie jubelnd.
Chief Curry drehte das Steuerrad nach links und fuhr in die Elm Street. Für ihn war es einfach, er machte das schon tausendmal doch es war eine 120 Grad Drehung. Bill Greer, Fahrer des Lincoln, musste fast vor Roy Truly anhalten. Sam Kinney im Halfback und Hurchel Jacks, Fahrer des Vizepräsidenten würden dasselbe Problem haben. "Hell", sagte Jacks ", das ist ja praktisch eine Kehrtwende" (U-Turn).
12:30 Uhr Houston und Elm Street Die Autokolonne ähnelte jetzt dem Buchstaben Z. Jesse Curry näherte sich der Unterführung, die drei anderen Fahrer - Greer, Kinney und Jacks folgten ihm von der Elm Street. Der zweite Teil der Wagenkolonne befand sich noch in der Houston Street. Der dritte Teil - ein Station Wagon, der VIP Bus und der Signals Car waren noch in der Main Street. "Noch 5 Min. und wir sind dort" sagte Sorrels zu Curry. Nur noch eine Handvoll Zuschauer waren vor ihnen. Winston Lawson informierte die "vier-zu-zwölf" Schicht und funkte zum Trade Mart, dass sie in 5 Min. da wären. Dann scannte er die Brücke und sah dort Eisenbahn-Mitarbeiter, - ein Sicherheitsverstoss. Durch die Windschutzscheibe gab er einem Polizisten Zeichen, dass die Brücke geräumt werden soll. Der Polizist antwortete nicht, er hat es nicht verstanden.
Greer begann sich zu entspannen, die schwierigste Passage lag nun hinter ihnen. Dann sah auch er die Arbeiter und studierte die unbekannte Strasse, um einen Fluchtweg auszumachen. Der Lincoln fuhr nun an der Virginia-Eiche vorbei, sie schützte den Kopf von John F. Kennedy, behinderte aber die Sicht aus dem Fenster aus dem 6. Stock. Abe Zapruder filmte SS100 X als sie näher kam. Nellie zeigte auf die Unterführung und sagte zu Jackie "wir sind fast durch, wir sind gleich da". Jackie freute sich auf die kurze, angenehme Abkühlung im Tunnel. Alles schien hier sehr ruhig. Sie drehte sich nach links, Charles Brend hob gerade seinen Sohn in die Höhe, jetzt war der richtige Zeitpunkt, dem Präsidenten zuzuwinken. Kinney behielt nach wie vor den Kopf von Kennedy im Auge. Ken O'Donnell ging zurück auf seinen Sitzplatz und fragte Dave nach der Uhrzeit, "12:30 Uhr" antwortete Dave. "Nicht schlecht, wir haben nur 5 Min. Verspätung". Auf dem Vordersitz funkte Emory Roberts zum Mart "Halfback zur Basis", 5 Min. bis zum Ziel. Dann schrieb er "12:35 Uhr Präsident Kennedy erreichte den Trade Mart" in sein Schichtbuch.
Auch Rufe Youngblood behielt die Zeit im Auge. Die Uhr an der "Hertz"-Werbetafel zeigte 12:30 Uhr und er erinnerte sich, dass sie um diese Zeit bereits zum Lunch erwartet wurden. Varsity machte nun ebenfalls die 120 Grad Drehung, der Pool Car folgte ihm. Evelyn Lincoln sagte "wir sind fast durch ganz Dallas gefahren und es gab keine einzige Demonstration". Eine von Liz Carpenters Freundinnen lachte "Das ist Dallas, wir sind nicht so schlecht/böse".
Der Lincoln fuhr mit 18 km/h weiter. Zapruder drehte langsam seine Kamera nach rechts und merkte, dass er das Freeway-Schild filmte. Das Auto verschwand für kurze Zeit aus seiner Sicht, dafür war es in Sichtweite des Eckfensters im 6. Stock des Schulbuchlagers. Brends fünfjähriger Sohn hob seine Hand und winkte, der Präsident lächelte und winkte zurück.
Dann plötzlich - ein scharfes und zerschmetterndes Geräusch!
Es wurde von verschiedene Personen unterschiedlich wahrgenommen. Jacqueline Kennedy glaubte, es wären Geräusche eines Motorrades. Curry hatte das Gefühl, es sei ein Eisenbahn Torpedo, Ronald Fischer und Bob Edwards vermuteten einen Auspuffknall. Die meisten Jäger in der Wagenkolonne - Sorrels, Connally, Yarborough, Gonzalez und Albert Thomas - erkannten jedoch, dass es ein Gewehrschuss war. Die Leute vom Secret Service waren jedoch sehr verwirrt. Ihre Erfahrungen mit Schiessereien ausserhalb eines Gebäudes waren auf zwei Qualifikationskurse pro Jahr im Washington National Arboretum beschränkt. Dort hörten sie nur ihre eigenen Waffen und für sie war die bizarre Wirkung ungewohnt, die durch Echos von Handfeuerwaffen unter fremden Strukturen entstehen - in diesem Fall, die Gebäude des Dealey Platzes. Emory Roberts nahm den ersten Schuss von Oswald als Schuss wahr.
So auch Youngblood, der gleich reagierte und so evtl. das Leben von Lyndon Johnson rettete. Sie waren Ausnahmen, die Männer im Halfback waren verwirrt und schauten unsicher umher. Lawson, Kellermann, Greer, Ready und Hill dachten, ein Feuerwerkskörper sei explodiert. Fakt war jedoch, dass ihre Reaktion normal war. Es war in der Verantwortung von James J. Rowley (Chef des Secret Service) und Jerry Behm (Leiter des White House Detail) ihre Agenten entsprechend zu trainieren, damit sie genau mit dieser Art Notfall zurechtkommen. Es war verständlich, dass Roy Truly den ersten Schuss falsch deutete. Es war sogar verständlich, dass Streifenpolizist James M. Chaney, der auf seinem Motorrad einen Meter vom Lincoln entfernt war dachte, es sei ein weiterer Auspuffknall. Er war ein schlichter Polizeibeamter und kein Leibwächter des Präsidenten. Der Schutz des Präsidenten ist Aufgabe des Secret Service, den es nur aus diesem Grund gab. Abgesehen von Clint Hill - und vielleicht Jack Ready, der gerade das Trittbrett verlassen wollte und von Roberts zurückgerufen wurde - war das Verhalten der anderen Männer teilnahmslos. Noch viel tragischer war die Perplexität von Roy Kellermann, dem ranghöchsten Agenten in Dallas und Bill Greer, der unter der Leitung von Kellermann stand. Kellermann und Greer waren in einer Position, um sofort zu reagieren und für 5 schreckliche Sekunden waren sie bewegungsunfähig.
Wie auch immer, es konnten problemlos in der entscheidenden Zeit drei Schüsse abgefeuert werden. Später wurde argumentiert, dass das unmöglich war weil weniger als 6 Sek. zwischen dem ersten und dritten Schuss vergingen und Tests demonstrierten, dass Oswald 2.3 Sekunden brauchte, um nachzuladen. Die Berechnung lautete: 2.3 + 2.3 + 2.3 = 6.9. Es war ein Trick. Eine richtige Berechnung würde so aussehen: der erste Schuss wird abgefeuert, 2.3 Sekunden vergehen, der zweite Schuss wird abgefeuert, 2.3 Sekunden vergehen, der dritte Schuss wird abgefeuert, total vergangene Zeit: 4.6 Sekunden.
Hill sah, wie Kennedy nach vorne taumelte und sich an den Hals fasste, dass reichte ihm. Mit seinen aussergewöhnlichen Reflexen sprang er auf die Elm Street und rannte vorwärts. Powers rief zu O'Donnell: "ich glaube, der Präsident wurde angeschossen". Im Auto des Vize-Präsidenten dachte Ralph Yarborough, dass er Schiesspulver roch. "Mein Gott", schrie er, "sie haben auf den Präsidenten geschossen". Lady Bird keuchte: "das darf nicht wahr sein". Über den Funk hörte Lyndon Johnson eine Explosion. Bevor er sie genauer definieren konnte, sah er Youngblood auf ihn zukommen und im Sitz vor ihm Platz nehmen. Youngblood war weniger positiv als er schien, er wollte sich die Peinlichkeit einer ev. falschen Lagebeurteilung ersparen. Seine Stimme war jedoch kräftig, er fauchte Lyndon B. Johnson an "ducken Sie sich".
Kilduff, der im Pool Car sass, der sich im Moment direkt unter der Waffe befand fragte "was war das?"
Bob Baskin wusste genau was es war, er war Infanterie- Veteran der 85sten Division und er schaute sich nach Schutz um. "War das ein Motorrad Auspuffknall?" fragte Kongressabgeordneter Young. Henry Gonzalez, der letzten Sonntag noch auf der Jagd war schrie "nein, das sind Gewehrschüsse". Der Fahrer des Autos bestätigte sofort die Aussage und Gonzalez erinnerte sich an den Tag im Kongress in Puerto Rico, damals eröffneten Nationalisten das Feuer von der Ladies Gallery aus. Auf der Main Street sagte Ted Clifton "das ist verrückt, hier Salutschüsse abzufeuern". Godfrey McHugh meinte "das ist dumm". Im VIP Bus schaute Dr. Burkley zu den Schaufenstern. Er hat von allem nichts mitbekommen, er war zu weit weg.
Der Präsident war verwundet, aber nicht tödlich. Eine 6.5 Millimeter Kugel traf ihn von hinten im Nacken, durchbrach seine rechte Lunge, zerriss seine Luftröhre, trat beim Hals wieder aus und schnitt den Knopf seiner Krawatte ein. Die Kugel flog weiter, traf Gouverneur Connallys Rücken, Brust, rechtes Handgelenk und den linken Oberschenkel, dabei zeigte der Gouverneur eine verspätete, leidende Reaktion. Connally warf einen flüchtigen Blick über seine rechte Schulter in die Richtung, aus der er den Schuss hörte.
Als der Lincoln nach dem Freeway Schild wieder auftauchte, war er wieder im Blickfeld von Zapruder. Abe sah den schmerzverzerrte Gesicht des Präsidenten und war fassungslos. Seine Kamera lief weiter und er fragte sich ob Kennedy das nur vortäuschen könnte. Er sah aus als würde er sagen "Oh, sie haben mich" dachte Abe. Nellie Connally drehte sich in ihrem Sitz um und schaute zu Kennedy. Seine Hand war am Hals, doch er verzog sein Gesicht nicht.
Roy Kellermann dachte, er hörte den Präsidenten in seinem einzigartigen Akzent "Mein Gott, ich bin getroffen" sagen. Roy schaute über seine linke, Greer neben ihm über die rechte Schulter; das Auto schwankte von Seite zu Seite, schleuderte langsam aus der Spur - und sie sahen, dass Kennedy getroffen war. In diesem Augenblick realisierte John Connalley das Ausmass seiner Wunden. Es war so als ob ihn jemand von hinten in den Rücken stach. Sein Schoss war voller Blut und er kippte nach rechts, in Richtung seiner Frau. Beide, John und Nellie erkannten, dass der Lincoln langsamer fuhr. Zusammengekauert blickten sie hoch und sahen die erstaunten Gesichter von Kellermann und Greer. Plötzlich geriet der Gouverneur in Panik und schrie:" Nein, nein, nein, nein! Sie werden uns beide töten". Jacqueline Kennedy hörte ihn, benommen fragte sie sich warum er wohl kreischte. Sie war bereits dabei, sich ängstlich zu ihrem Ehemann umzudrehen. Greer schaute wieder nach vorne und auf die Strasse. Kellermann blickte erneut über seine Schulter. Keiner hatte bis jetzt auf die Krisensituation reagiert, und jetzt war es zu spät. Howard Brennan sah, wie Oswald zu seinem letzten Schuss ansetzte. Es gab noch eine unerwartete Ablenkung. Der erste Schuss hatte die Vögel aufgescheucht. Als das Geräusch unten im Amphitheater abprallte, sind die Tauben davon geflogen, zuerst nur zwei drei, dann ein ganzer Schwarm.
Oswald lud seine letzte Kugel in das italienische Gewehr, rechts alles ok, links alles ok, Schusslinie ok, sein Marine Corps Instruktor wäre mit ihm sehr zufrieden gewesen. Er war nun bereit. Sein Ziel war 80 Meter entfernt und erstaunlich gut in seinem Zielfernrohr zu sehen. Er drückte ab.
Die First Lady, in ihrer letzten Amtshandlung, lehnte sich besorgt in Richtung des Präsidenten. Sein Gesichtsausdruck war skeptisch. Sie sah diesen Gesichtsausdruck sehr oft, wenn er über Fragen einer Pressekonferenz rätselte. Jetzt, in einer Geste unendlicher Grazie, hob er seine rechte Hand, um seine Haare zurück zu streichen. Aber die Bewegung stockte, seine Hand fiel schlaff zurück. Er wollte seinen Hinterkopf anfassen, aber seine Hand griff ins Leere.
Lee Oswald, beobachtet vom verblüfften Brennan, trat zurück wie ein Scharfschütze nach Schiessübungen. Die Plaza ähnelte einem Feld, über das gerade ein mächtiger Wind gefegt ist. Charles Brend drückte seinen Sohn auf den Boden und schütze ihn mit seinem Körper. Von seiner Position rechts hinter dem Schutzblech von SS 100 X, rammte Clyde Haygood mit seinem Motorrad den Randstein, überschlug sich und kletterte mit gezogener Waffe den Grasshügel hoch. Ein Mann, der dachte, er rettet eine Frau, packte sie von hinten. Bob Jackson (Foto evtl. Copyright), ein Dallas Times Herald Fotograf, sah gerade, wie die Waffe aus dem Fenster verschwand. Er glotze ungläubig zum offenen Fenster hoch. Motorradfahrer Marrion Baker, der neben dem Lincoln fuhr, starrte zu den Tauben. Ein Polizist in der Nähe von Roy Truly murmelte heiser "verdammt". Abe Zapruder kreischte immer wieder "Sie haben ihn umgebracht! Sie haben ihn umgebracht! Sie haben ihn umgebracht!
Agent Hickey, der auf einem Rücksitz im nachfolgenden Fahrzeug sass, nahm das Gewehr und zielte wahllos. Ken O'Donnell und Dave Powers hörten den fatalen Schuss und Dave sah ihn. Powers flüsterte "Jesus, Maria und Josef..." Sam Kinney sah den hinteren Teil von Präsident Kennedys Kopfes ausbrechen und stampfte mit seinem linken Fuss auf den Alarmknopf, um Kellermann und Greer zu informieren. Die Sirenen heulten ohrenbetäubend los. Clint ist auf der Strasse, zwischen Halfback und der hinteren Stoßstange der Präsidenten-Limousine.
Der Lincoln wurde langsamer, im Innern sah es entsetzlich aus. Die letzte Kugel durchschlug John Kennedys Kleinhirn, den kleineren Teil seines Schädels. Jacqueline Kennedy beugte sich zu ihm und sah ein gezacktes Stück seines Schädels - fleischfarbig, nicht weiss. Am Anfang war kein Blut im Auto zu sehen und im nächsten Augenblick war überall Blut, die Connallys, Kellermann, Greer, die Polsterung, Clint, alle mit Blut bespritzt. Eine grosse Blutlache befand sich auf den Boden beim Rücksitz, die Kleider von Kennedy sind eingeweicht und die Rosen blutgetränkt. Der Körper von Kennedy fällt langsam in Richtung seiner Frau und Polizist Hargis, 60 Zentimeter von ihr entfernt, auf seinem Motorrad, wurde ins Gesicht gespritzt. Ein Fragment, grösser als die Restlichen, erhebte sich über die fallenden Schultern des Präsidenten, schien dort zu hängen und fiel dann auf den Boden. Jackie sprang auf und schrie "mein Gott, was machen sie? Mein Gott, sie haben Jack getötet, sie haben meinen Ehemann getötet, Jack, Jack!"
Unglaublich, die Uhr an der grossen Hertz Werbetafel zeigte immer noch 12:30 Uhr. Die Fahrzeugkolonne hatte seine Angelhakenform behalten. Alle Vögel sind davongeflogen. Der Himmel ist wieder so blau wie vorher. Alles ausser der unmittelbaren Szene schaute aus wie vorher. Nichts ist mehr wie vorher, das wird es nie mehr sein. Der 35. Präsident der Vereinigten Staaten wurde tot, John Kennedy ist gegangen und alles was er für sein Land tun wollte ist Geschichte! Jetzt gab es eine Reaktion auf dem Vordersitz des Lincoln. "Fahr ihn hier raus", befahl Kellermann Greer. Via Funk informierte er Lawson "wir sind getroffen, führ uns in ein Spital". Das Heck des Lincolns war mit Metallgriffen auf dem Kofferraum und einem Trittbrett für jeden Agenten ausgestattet. Clint hatte seine Finger im linken Griff und seine Fussspitze auf dem linken Trittbrett, 2.6 Sekunden nach dem letzten Schuss. Er begann gerade aufzusteigen, als Greer das Gaspedal bis zum Anschlag durchdrückte. Der 3 ½ Tonnen schwere Lincoln preschte vorwärts und Clint Hill verlor den Halt. Verzweifelt zog er seine Faust am Griff zusammen. Jacqueline Kennedy kletterte auf das Heck und versuchte, ihn zu erreichen; ihre Hände berührten sich, umklammert und geschlossen. Es ist unmöglich zu sagen, wer da wen rettete, keiner erinnerte sich und der Zapruder Film ist nicht beweiskräftig. Sie richtete ihn auf und Clint Hill schwang sich nach vorne, drückte sie zurück in das Auto. Das Fenster neben ihr wurde ein wenig nach oben gekurbelt. Clint konnte sich dort festhalten, hakte seinen Fuss auf der Seite gegenüber ein und streckte seinen Körper über das Heck des Lincoln aus. Mit seinen starken Armen konnte er sich so halten, egal wie schnell das Auto fuhr. Von der Strasse aus sah er die tödliche Wunde an Kennedys Kopf. Er wusste, der Secret Service hatte versagt und in Angst und Frustration schlug er mit seiner Hand auf den Kofferraum.
Chief Currys Ford war mit einem frisierten Motor ausgestattet, er konnte jedoch den kraftvollen Motoren des SS 100 X und Halfback nicht folgen. Kinney folgte Greer und in der Dunkelheit der Unterführung wären die drei Fahrzeuge fast kollidiert. Curry raste auf die linke Seite, Kinney schwenkte auf die rechte. Sie waren fast nebeneinander mit einem motorisierten Polizeioffizier, der dazwischen fuhr. Der Police Chief hörte Kellermanns Mayday nicht und er schrie zum Motorradfahrer: "Ist jemand verletzt?", "Ja", schrie der Mann zurück. Curry funkte zum Hauptquartier und befahl: "Geht zum Parkland Hospital. Sie sollen sich bereithalten".
Die Wagenkolonne bröckelte auseinander. Curry, Greer und Kinney hatten ihren Stau kaum entwirrt als Hurchel Jacks mit Lyndon Johnson in die Unterführung raste. Sie liessen sich nach dem letzten Schuss etwas zurückfallen. Lem Johns öffnete die Türe vom Varsity und sprang auf die Elm Street. Er musste aufpassen, nicht hinzufallen und dann sah er im grauen Asphalt einen langen Spalt, der Platz an dem Kennedy zum Opfer wurde. Er schaute nach vorne und sah, dass die Wagenkolonne beschleunigte. "Los", brüllte er, winkte Varsity vorbei, gefolgt vom Pool Car. Er versuchte, das nächste Fahrzeug mit Fotografen aufzuhalten und rief: "kann ich bei euch mitfahren?" Die meisten waren Texaner und er war für sie ein Fremder. Sie wollten vorbeifahren, als ein Washingtoner Fotograf schrie "He, halten Sie an, das ist Johns". Der Fahrer bremste und Johns wollte einsteigen. Die Räder hörten nicht auf zu rollen, die Pause war jedoch lange genug, um den Wagenkonvoi zu unterbrechen. Die ersten fünf Autos verschwanden in Renngeschwindigkeit auf dem Stemmons Freeway. Die restlichen Fahrer wurden sich selbst überlassen. Abgesehen vom Signals Car, der am Ende der Wagenkolonne fuhr, fehlte ihnen eine Funkverbindung zum Weissen Haus. Nicht wissend, dass sich der Bestimmungsort geändert hat, fuhren sie zum Trade Mart.
Das Parkland Memorial Hospital lag 6 Kilometer von der Dealay Plaza entfernt. Von weitem konnte es leicht mit einem Wohnkomplex verwechselt werden. Dunkel, 13 Stockwerke hoch und auf einem kleinen Hügel gelegen. Im Parkland Memorial gab es 607 Betten, der Notfallbereich jedes Hauptkrankenhaus ist ein Elendsquartier (Slum) - ein Kaninchenbau mit einem unangenehmen Geruch, Männer und Frauen mit einem gefühllosen Gesichtsausruck, deren Arbeit sie abgehärtet hat - und Parkland war besonders unattraktiv. Dennoch war es sehr effizient. Es tat seine Arbeit und es gab sehr viel zu tun. Jeden Tag behandelte die Notaufnahme durchschnittlich 272 Fälle - einen alle fünf Minuten. Im Moment des Mordes an Kennedy wurden gerade 23 Personen behandelt. Die vierundzwanzigste, eine Frau, wurde um 12:31 Uhr eingeliefert. Jetzt näherten sich die beiden bekanntesten Patienten der Geschichte mit Höchstgeschwindigkeit dem Krankenhaus, Sirenengeheul von der Unterführung 6 Kilometer entfernt. Begleitet wurden sie von ihren angeschlagenen Frauen, einem leitenden Angestellten des Weissen Haus, dem Secret Service und der Presse. Bald würden die restlichen Passagiere der Wagenkolonne nach ihnen suchen und in einer erstaunlich kurzen Zeit würde die Telefonzentrale hilflos Anfragen aus der ganzen Welt beantworten. Bis heute hatte jeder Dallas Polizei Sargent den entsprechenden Rang um die Zentrale zu bedienen. In ein paar Minuten würde jeder ankommende Anruf von einem Kabinettsmitglied als unbedeutend weggedrückt.
Aber Parkland wusste nicht, was ihnen kurz bevorstand. Gemäss Dallas Polizeilogbuch ging der erste Alarm von Curry um 12:30 Uhr ein (Geht zum Parkland Hospital. Sie sollen sich bereithalten). Tatsächlich war der Mikrofon-Knopf des ersten Dispatchers festgeklemmt und es vergingen drei Minuten, bis das Spital informiert wurde. Der erste Anruf wurde von der Telefonistin Anne Ferguson entgegengenommen. Sie hörte den Dispatcher "601 kommt mit einem Code 3 an". Das war ein Alarm mit sehr hoher Priorität. "601" war die Standortnummer der Motorrad-Eskorte des Präsidenten, "Code 3", ein selten benutzter Code, bedeutete einen extremen Notfall. Es war jetzt 12:33 Uhr, Mrs. Ferguson bat um mehr Details und erhielt sie: "Auf den Präsidenten wurde geschossen". Der Lincoln erreichte um 12:36 Uhr Parkland, drei Minuten später, das Krankenhaus war nicht bereit.
Der Van der Autokolonne näherte sich dem Harry Hines Boulevard in hoher Geschwindigkeit. Bill Greers Handflächen waren feucht und er suchte neuen Halt am Steuerrad, er war seit 35 Jahren Berufschauffeur. Es gab keinen Strassentrick, den er nicht kannte. Als sie am Trade Mart vorbei fuhren, blockierten zwei langsame Lastwagen die Strasse. Die Trucks waren fast nebeneinander. Bill sah, dass Chief Curry bereits einen Weg suchte vorbei zu kommen, und als sich der eine Lastwagen vom anderen etwas entfernte, drehte er das Steuerrad nach links, dann nach rechts und fuhr zwischen den beiden hindurch.
Greer hatte wenigstens etwas zu tun. Kellermann hatte nicht so viel Glück, das Warten war für ihn eine Qual. Normalerweise bewegte und sprach er langsam - er sprach so leise, dass andere Agenten ihn sardonisch "geschwätzig" nannten - aber er war ein aktiver Mann. Er war jetzt wachgerüttelt, noch konnte er nicht handeln. Im hinteren Teil des Fahrzeuges hielten Jackie und Nellie ihre verwundeten Männer. Es gab nichts, was er im Moment für sie tun konnte. Mr. Hill passte auf Mrs. Kennedy auf, Mrs. Connally auf den Gouverneur, ihren Mann. Es gab ein wenig Bewegung, Kellermann konnte das jedoch nicht sehen weil für alle die Sicht eingeschränkt war. Die Connallys wussten nicht, dass Clint auf dem Kofferraum war und Clint ahnte nicht, dass der Gouverneur ebenfalls angeschossen wurde. Das realisierte er erst, als er auf dem Weg zu Parkland das Blut auf dem Bauch von John Connally sah. Bis dahin dachte er, dass es Blut von Kennedy war. Der Klecks Blut auf seinem Hemd war jedoch zu gross, tatsächlich war er riesig. Der Gouverneur wurde bewusstlos und als er seine Augen schloss, glaubten er und seine Frau, er würde sterben. Nellie flüsterte ihrem Mann ins Ohr "es wird alles gut", glaubte jedoch nicht daran. Sie bezweifelte, dass irgendetwas wieder gut würde. Eine Zeit lang dachte sie, dass er bereits tot war. Dann zitterten seine Hand und sie legte ihre darüber.
Nellie hörte ein gedämpftes Schluchzen vom Rücksitz. Leise sagte Jacqueline Kennedy "Er ist tot - sie haben ihn umgebracht - oh Jack, oh Jack, ich liebe dich". Nellie und Clint konnten sie hören, aber sie hörte sich nicht. In dunklen Blitzen kam die Wirklichkeit wieder zurück. Sie hörte Kellermann am Funk und fragte sich, warum er das Auto so lange nicht aus der Gefahrenzone brachte. Sie hielt die Schultern ihres Mannes und mit ihren Handschuhen hielt sie seinen Kopf. Der Versuch, das Unheilbare zu heilen, schien alles zu sein, was von Bedeutung war; sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass andere sahen, was sie gesehen hatte. Der Lincoln flog förmlich über den Boulevard, ihr Hut glitt durch den Fahrtwind über die Stirn, sie nahm ihn ab und warf ihn auf den Boden. Die Hutnadel riss ihr einen Strang ihres eigenen Haares aus, sie fühlte jedoch den Schmerz nicht.
Von seinem Sitz neben Kinney sah Roberts den letzten Schuss, der den Schädel von Kennedy zerschmetterte. Er war sicher, dass die Wunde tödlich war und er schätzte sofort die Auswirkung. Wie jeder andere Agent trug auch er das Buch "Schutz des Präsidenten der Vereinigen Staaten" bei sich. Weil ein toter Mann nicht als Präsident amten kann, wird der Vize Präsident, so schlussfolgerte Roberts, der Nachfolger. Eine weitere Bewachung des Lincoln wäre vergeudete Zeit. Roberts Entscheid kam zu spät, um Clint Hill zu stoppen, Jack Ready konnte er jedoch noch zurückhalten. Als das Auto Fahrt aufnahm, sagte Roberts zu Agent Bill McIntyre: "Sie haben ihn erwischt. Du und Bennett überwacht Johnson sobald wir anhalten". Roberts war klar: er musste an Johnson denken, die beruflichen Verpflichtungen gegenüber Kennedy waren beendet.
Der lederfarbene Ziegeleingang wurde von zwei roten Neonzeichen erhellt "NUR NOTFÄLLE" und "NUR KRANKENWAGEN". Einer der drei Parkplätze war bereits durch ein weisses Fahrzeug besetzt. Es gehörte Vernon B. O'Neal, einem Bestattungsunternehmer, der das Fahrzeug als Leichenwagen aber auch als Krankenwagen verwendete. SS 100 X säumte die drei Parkplätze, die anderen fünf Autos standen in sonderbaren Winkel auf der kreisförmigen Rampe. Türen flogen auf, Smith ergriff Clint Hill und fragte ihn keuchend "Wie geht es ihm?". Hill fluchte und sagte: "Er ist tot, Smitty". Smith rannte hinein, dort traf er im Korridor auf eine Angestellte, er nahm den Telefonhörer in die Hand und fragte: "Wie kann ich nach draussen telefonieren?". "Wählen Sie die neun", stotterte sie. Er wählte die 9 und die lokale UPI Nummer und zitierte Hill. Clark von ABC fand ein zweites Telefon im Blutbankbüro und Bell suchte nach einem dritten Anschluss. Er sprang aus dem Presseauto und lief zur Präsidentenlimousine. Als er den Präsidenten sah, frage er einen Agenten: "Ist er tot?", der Mann antwortete "weiss nicht aber ich denke nicht". Er rannte den Korridor entlang und fand im Büro der Notaufnahme, 20 Meter neben Smith, einen Anschluss und erreichte das Büro in Dallas. Er sagte: "Eilmeldung - Präsident Kennedy angeschossen" und begann schnell, den weiteren Text zu diktieren.
Draussen stieg Youngblood zuerst aus dem Auto des Vizepräsidenten, Johnson folgte ihm und rieb sich den Arm (diese Geste wurde von einem Augenzeugen beobachtet und war ausschlaggebend für den Bericht, dass er auch verwundet wurde). Er war sofort von 5 Agenten umgeben, dem Kern der zukünftigen "White House Detail". Einen Augenblick lang wurde Mrs. Johnson nicht eskortiert, sie eilte ihrem Mann hinterher. Sie schaute dabei über die Köpfe der Leute beim Lincoln und sah Jackie in ihrem rosa Kleid und den Präsidenten. Es war ihr erster Anblick als 32. First Lady. Sie floh ins Innere des Krankenhauses. Es war kein Pfleger in Sicht. Kellermann, Sorrels und Lawson schauten einander an, entsetzt schrie Roy "Wir brauchen dringend zwei Tragen".
Vor dem Krankenhaus stand kein Personal. Der Fehler des Polizeifunks - der verklemmte Knopf - der für diese entsetzliche Situation grösstenteils verantwortlich war, spielte keine Rolle in der Situation von John Kennedy. Wären seine Verletzungen weniger schwer gewesen, wäre der verspätete Alarm ein Grund für eine Untersuchung gewesen. Burkley, der vom Personal vom Parkland unterstützt wurde, konnte nach 12:30 Uhr nichts mehr für ihn tun. Wäre es nicht der Präsident der Vereinigten Staaten gewesen, hätte ihn der erste Arzt als "DOA" - "Tot nach der Ankunft" beschildert. Es gab keine wahrnehmbare Atmung mehr. Seine Pupillen waren geweitet und starr, sein Gehirn war ganz zerstört.
Dennoch hielt ihn seine Frau in den Armen und stöhne. Als Lawson im Gebäude verschwand, sprangen Powers und O'Donnell zum Lincoln. Emory Roberts schrie Powers an, er sollte warten aber er ignorierte ihn, jede Sekunde könnte das Leben von Kennedy retten. Er öffnete die rechte Türe und erwartete, dass eine bekannte Stimme sagt "mir geht es gut". Sie haben so viel zusammen erlebt, es gab so viele Krisen. Das kann nicht sein, dachte Dave, das kann nicht sein. Dann sah er die starren Augen und wusste Bescheid. "Oh mein Gott, Mr. Präsident" und er brach in Tränen aus.
Emory Roberts sauste an O'Donnell vorbei, er wollte sich selber davon überzeugen, dass der Präsident tot war. "Stehen Sie auf", sagte er zu Jacqueline Kennedy. Sie reagierte nicht. Von seiner Seite aus konnte er das Gesicht des Präsidenten nicht sehen. Er hob ihren Ellbogen hoch und liess ihn gleich wieder fallen. Zu Kellerman, seinem Vorgesetzten, sagte er knapp, "Sie bleiben bei Kennedy. Ich gehe zu Johnson." Greer half Lawson, die Tragen einzuordnen. Die anderen waren unter Schock und bewegten sich kaum. Vor sieben Minuten waren sie noch auf dem Weg zum Mittagessen, nun liefen sie in einem Krankenhaus umher, nur wenige wussten wer verletzt wurde oder wie schwer. Ein Mann sah das Blut auf Mrs. Kennedy und schnatterte: "Mein Gott, sie haben auf Jackie geschossen". Yarborough und Kilduff betrachteten zur gleichen Zeit einen Klumpen Blut auf John Connallys Kopf. Sie nahmen an, dass ihm in die Stirn geschossen wurde. Sein Gesicht war gelblich grau, jeder von ihnen dachte, er sei tot.
Inzwischen erlangte der Gouverneur wieder das Bewusstsein. Das Quietschen von Bremsen hatte ihn wieder aufgeweckt, seine Augenlieder öffneten sich. Um das Auto herum war sehr viel Bewegung und ihm wurde bewusst, dass solange die beiden Notsitze noch besetzt sind, keiner Kennedy erreichen konnte. Er versuchte aufzustehen, seine Frau verstand das falsch und hielt ihn zurück. Seitdem das Auto angehalten hatte, war Nellie sichtbar aufgewühlt. Solange sie sich bewegten, war ihre Selbstbeherrschung bewundernswert, aber jetzt schwankte sie wie ein Pendel. Für sie schien die Situation offensichtlich, der Mann hinter ihr war tot. Sie sah das Blut und keiner konnte so etwas überleben. Und doch machten sie viel Aufhebens um ihn. Sie machten sich über einen Leichnam Sorgen und schenkten ihrem Mann keine Aufmerksamkeit. Sie liessen den Gouverneur einfach liegen, er hätte verbluten können.
Jetzt war der Präsident an der Reihe. Mrs. Kennedy hatte sich nicht bewegt, sie hörte nicht auf, ihren Mann zu halten. Wenn sie ihn losliesse würde das erschütternde Aussehen des Präsidenten sichtbar und das könnte sie nicht ertragen. Um den Gesichtern um sie herum auszuweichen drückte sie ihren Mann noch näher an sich. Die Männer hörten ein leises Weinen.
Clint und Roy bestiegen die Trittbretter auf beiden Seiten, Clint direkt hinter ihr. "Bitte Mrs. Kennedy", sagte er. Er berührte ihre Schulten und sie zitterte. 4, 5 Sekunden verstrichen. Ralph Yarborough hatte nicht sie leisteste Ahnung was passierte. Er verstand es nicht, weil er die Wunde nicht gesehen hatte, aber er fühlte, dass sie entschlossen war, der Menge ihren Kummer nicht zu zeigen. Der Senator war ein Teil der Menge. Er glotzte wie die anderen auch, er konnte ihm nicht helfen. Sie erhob ihren stolzen Kopf, das Gesicht sah aus wie eine Maske, dennoch bewegte sie sich nicht.
"Bitte" murmelte Clint wieder. "Wir müssen den Präsidenten zu einem Arzt bringen". sie stöhne unhörbar, "ich lasse ihn nicht gehen Mr. Hill". "Wir müssen ihn zu einem Arzt bringen Mrs. Kennedy". "Nein, Mr. Hill. Sie wissen dass er tot ist. Lassen Sie mich allein." Plötzlich begriff er, was sie störte - weil er den Rücksitz in diesen ersten Augenblicken gesehen hatte, war er die einzige Person die es wissen konnte - er zog sein Jackett aus und legte es ihn ihren Schoss. Zärtlich wickelte sie den Kopf des Präsidenten in das Futter der Jacke und Clint, Roy, Dave, Greer und Lawson zogen ihn zur zweiten Trage. Sie hatte einen anderen, kurzen Moment der Panik; sie bewegten sich zu schnell, der Mantel verrutschte. Entlang des nassen Sitzes krabbelnd, hielt sie krampfhaft den Mantel fest.
Nun war der Präsident auf der Bahre, sie fuhren an einem schwarzen Schild "nicht stehenbleiben" vorbei durch schwingende Doppeltüren. Dahinter lag eine andere Welt, es gab kein Sonnenlicht, die Luft roch streng. Die Wände im Gang waren aus öden, hellbraune Fliesen, der Fussboden war in einem schmuddeligen, braunrotem Linoleum und auf beiden Seiten gab es einen Irrgarten von Schränken die der Pädiatrie, Triage, O.B., Gynäkologie, Röntgenabteilung und Aufnahme zugewiesen sind. Notfälle wurden durch einen breiten, roten Streifen auf dem Fussboden geführt, zuerst links, dann rechts einen langen Flur entlang bis zu einer breiten Türe auf der rechten Seite mit der Zahl "5". Nach einem kurzen Unterbruch wechselte das Licht des Streifens von rot auf grün. Das war die chirurgische Unterteilung der Hauptmedizin. Ein letztes Mal links und sie waren in einem Durchgang, der kaum breiter war als die Hinterseite des Lincoln. Auf ihrer linken Seite war Schockraum 2, in dem sich John Connally befand. Nellie stand im Türrahmen, ihr Gesicht angeschwollen, ihre Augen abgewandt. Der Präsident wurde rechts in Schockraum 1 gebracht. Ein Arm griff Jackie, und dort, an der Schwelle, entspannte sie den Griff, liess den Mantel los und trat zurück. Ihre hoffnungslose Nachtwache hatte begonnen.
Dave Powers kritzelten drei Zeilen in sein Notizbuch:
12:35 Uhr trug meinen Präsidenten auf der Trage
Lief zum Schockraum 1
Jackie lief daneben und hielt die Trage fest
Der Parkplatz vom Parkland Hospital sah aus wie ein Autofriedhof. Die Autos standen in der Auffahrt, im Rasen, bei einigen lief noch der Motor, bei anderen standen Türen offen. Im Innern des Krankenhauses gaben zu viele Leute mit einem hohen Rang und die Disziplin liess fast zu wünschen übrig. Überraschenderweise war die Presse die gutmütigste Gruppe. Ihre Anwesenheit erschreckte jedoch Jack Price, er bat Steve Landregan, den Public Relation Verantwortlichen des Krankenhauses sie in den Schulungsraum 101-102 auf der anderen Seite des Gebäudes zu bringen, wo die meisten von ihnen bereits geduldig auf ein Briefing warteten.
Der Secret Service hätte eine Sicherheitsnetz aufbauen müssen. Die Katastrophe hatte eine verborgene Schwäche aufgezeigt - die Loyalität von einzelnen Agenten einem Mann gegenüber, nicht seinem Amt. Solange sie von Kennedy kommandiert wurden, war die Autorität klar. Jetzt hat sich die alte Ordnung in eine hilflose Unordnung transformiert. Theoretisch war Roy Kellermann nach wie vor der verantwortliche Agent. Emory Roberts widersetzte sich ihm jedoch bereits. Als Roy die Anweisung erteilte, dass alle Agenten die im Halfback mitfuhren die Eingänge des Krankenhauses bewachen sollen, machte sich niemand die Mühe ihn darauf hinzuweisen, dass Roberts ihn überging und sie bereits neu zuteilte.
Fakt war, dass einige Agenten sich bemühten, Roy alles zu erzählen, das war auch gut so, da eine Kraftprobe zu keiner wirklichen Entscheidung geführt hätte. Seit der Präsident seine Hauptleibwächter selbst auswählte und seit Kellermann für Johnson ein Fremder war, war Kellermann bereits ein Versager. Seine Nachfolger war nicht so klar. Roberts war mit Johnson, aber Youngblood war vor ihm dabei und ein Johnson Schützling. Somit war der Secret Service, welcher ein Symbol von Kontinuität war, durch Uneinigkeit gespalten. Die Agenten waren führerlos und verblüfft wie der Rest der Präsidentenpartei. Ein paar (Kellermann, Hill) blieben bei Kennedy, andere (Youngblood, Roberts, Johns) gingen mit Johnson. Es gab keinen Gesamtplan und die unvermeidliche Folge war Anarchie. Einige Momente nach 12:35 Uhr war Shirley Randall, eine Krankenschwester, von schwer bewaffneten Männer umzingelt. Ihr erster Gedanke war, dass sie in den Händen der Unterwelt war.
Nachdem Kellermann, Hill und Lawson den Schockraum 1 verliessen, betraten sie eine Station, ein verglastes Büro gleich gegenüber von Jacqueline Kennedy. Ein Begleiter sicherte eine Amtsleitung für Kellermann. Roy fragte Lawson "Wie lautet die Nummer des Weissen Haus?". "Riverside 1-3421" antwortete Lawson, Hill wählte sie. Kellermann identifizierte sich als Digest und sagte "Geben sie mir eine sofortige Leitung nach Washington und halten sie die Linie offen - ziehen Sie nicht den Stecker." Im Weissen Haus nahm Jerry Behn den Anruf entgegen. "Schau auf deine Uhr" befahl Roy Jerry "es ist jetzt 12:40 Uhr" (Behns Uhr zeigt 13:39 EST). "Wir sind im Parkland Memorial Hospital" sagte Roy "der Mann wurde getroffen". Verblüfft fragte Behn "Was meinst du?" "Angeschossen" sagte Roy "er lebt noch und ist im Notfall. Beide, er und Gouverneur Connally wurden durch Schüsse getroffen. Leg nicht auf. Diese Linie muss offen bleiben und ich halte dich auf dem Laufenden."
Clint Hill durchstreifte den Notfallbereich und realisierte, dass er ohne sein Jackett und nur hemdsärmelig war. Es schien für ihn plötzlich wichtig, richtig angezogen zu sein, er näherte sich Steve Landregan, der die gleiche Grösse trägt und fragte, ob er seinen Mantel ausleihen könne. Der PR Mann übergab ihn sofort, obwohl er sich fragte, welchen Unterschied es in diesem Moment überhaupt machte. Dave Powers war wie Clint Hill mit seiner Kleidung beschäftigt. Als er den Schockraum verliess bemerkte er Blutflecken auf seinem Ärmel. Er erinnerte sich, dass er seiner Frau sagte, dass es keine Rolle spielt, wenn er mit dem Präsidenten reiste was er trage, jeder wird nur auf ihn schauen. Er trug seinen braunen, billigen Anzug und es war irgendwie beruhigend zu wissen, dass nur ein billiges Kleidungsstück ruiniert wurde, und dass es leicht ausgetauscht werden kann. Hugh Sidey machte sich wütend Notizen, die Hälfte davon, realisierte er später, waren unleserlich. Bob Baskin verliess, nachdem er seinen Redakteuren über Funk rapportierte, auf Anweisung den Pressepool. Er fuhr in die Innenstadt zum Büro der Dallas News, versuchte eine Tasse Kaffee zu trinken, verschüttete einen Teil davon und zitterte. Er versuchte sich zu fassen währenddem ein Assistent für ihn eine "ich war da" - Geschichte ausarbeitete.
Die Büroangestellten kamen am wenigstens mit der Realität in Kontakt. "Kennedy John F." wurde ordentlich um 12:38 Uhr eingebucht, identifiziert als ein weisser Mann und zugeteilt als Notaufnahme Nr. 24740. "Connally John", Nr. 24743 hatte das gleiche Problem, wurde jedoch drei Positionen später eingebucht, nach einer weissen Frau, die aus dem Mund blutete und einer farbigen Frau mit Unterleibsschmerzen. Der Gouverneur wurde natürlich bevorzugt behandelt. Larry O'Brien betrat mit dem Kongressabgeordneten Albert Thomas und Jack Brooks das Krankenhaus. Er schlug einen falschen Weg ein und fand sich alleine gegenüber einem Schalter. Auf der anderen Seite sass eine Frau mit Brille. "Nur eine Minute!" sagte sie und reichte ihm ein Formular und Kugelschreiber. In seiner Benommenheit fing er mühsam an "O'Brien Lawrence F." zu schreiben, dann hielt er inne. Plötzlich wurde ihm die Albernheit bewusst. Er liess den Stift und das Papier fallen, stolperte durch unbekannte Gänge und suchte nach seinem Präsidenten.
Der Körper von John Kennedy lag in der Mitte des "Sturms", isoliert durch den Umfang der Aufgabe die jeden im Schockraum 1 in Anspruch nahm. Sie konnten nicht gewinnen. Die Hals-Wunde - es wurde angenommen dass es die Eintrittswunde ist, weil es keine Zeit gab ihn umzudrehen - war klein und es floss langsam Blut aus. Beim Schaden an der hinteren Schädeldecke konnte jedoch kaum übertrieben werden. Das war der Ursprung der massiven Blutung die bei der Elm Street begonnen hatten, während der Fahrt zum Krankenhaus, dem Gang entlang und die bis hier in den Schockraum nicht gestillt wurde. Doris Nelson war ganz verschmiert; so wie jeder der in seiner Nähe war. Inzwischen würde man denken, dass Kennedy verblutet sei aber sein grosses Herz schlug weiter; ca. 1.5 Liter Blut haben den Krankenwagen, dessen Lacke und die Wände verspritzt.
Diane Bowron (S.R.N) und Margaret Hinchcliffe (R.N.) zogen ihn schnell aus, entfernten alle Kleider bis auf die Unterhose und falteten alles in einer Eckablage zusammen. Fast nackt lang sein langer Körper mit dem Rücken auf einem schwarzen Lederposter. Der erste eintreffende Arzt, Charles J. Carrico, der in seinem zweiten Studienjahr in der Chirurgie war, untersuchte ihn sofort. Er spürte keinen Puls und überhaupt keinen Blutdruck. Dennoch war er noch nicht ganz gegangen. Sein Körper machte langsame, quälende Anstrengungen zu atmen und ein gelegentlicher Herzschlag konnte ebenfalls entdeckt werden. Carrico fing mit der Notfallbehandlung an, führte einen Zugang durch den Mund ein um die Atemwege frei zu bekommen. Eine modifizierte Kochsalzlösung wurde über das rechte Bein über einen Katheter zugeführt. In einem hastigen Ton fragte der Assistenzarzt nach der Blutgruppe.
Eine Krankenschwester verliess den Saal. "Was hat der Präsident für eine Blutgruppe?" fragte sie Hill und Kellermann. Clint griff nach seiner Brieftasche, Roy sagte "0, Rhesus positiv". Als die Krankenschwester zurück in den Schockraum zurückkehrte entdeckte sie, dass er sich schnell füllte. Obwohl Doris Nelson unter dem Türrahmen stand und das Personal überprüfte, umgaben 14 Ärzte die Krankentrage; es waren zu viele. Nur drei der Ärzte waren wirklich nötig: Malcom Perry, der vierunddreissig-jährige Chirurg, der gerade aus der Cafeteria gestolpert kam um den jungen Carrico zu entlasten. Burkley, weil er die medizinische Geschichte des Patienten kannte, in seiner schwarzen Tasche trug er spezielle Arzneimittel mit und kannte das richtigen Dosierungsniveau. Und Marion T. Jenkins, Vorsitzender der Anästhesie. Der Rest - Neurochirurgen, Internisten, Urologen - waren gekommen um dort zu sein falls es sie brauchte. Wie sich herausstellte, war ihre nützlichste Funktion, die steife Umgebung zu kaschieren.
Der Raum war ausserordentlich einfach. Betreten wird er durch einen Korridor, in dem sich Mrs. Kennedy eben erst setzte - Seargent Dugger fand einen Klappstuhl für sie - geöffnet wird der Raum durch eine feste Tür die nach rechts schwang. Es war ein Raum des Leidens, der für Ärzte und nicht für Patienten entworfen wurde. Ausser Bettwäsche und Wattebällchen war kein Einzelteil brennbar. Die pedalbetriebenen Abfalleimer waren aus rostfreiem Stahl. Der Boden war aus schwarzem Gummi. Schränke und Schubladen waren aus grauem Metall. Es gab viele Steckdosen in den grauen Wänden, aber es gab keine Fenster, kein natürliches Licht, keine sanfte Schattierung. Die Sterilität war absolut notwendig, aber es machte Nr. 1 zu einer unpersönlichen Gruft. Malcom Perry dominierte sie, wie sein Patient war er eine kühne Gestalt. Der Enkel eines Landarztes aus Texas kaute noch an einer Krokette aus der Cafeteria als er eintraf, aber er war gleich bei der Arbeit. Er warf sein sportliches, blau kariertes Sakko auf den blutverschmierten Boden und steckte seine grossen Hände in Gummihandschuhe. Zwei Eindrücke gingen durch seinen Kopf: der Präsident ist grösser als er dachte und er war der wichtigste Mann der Welt. Er sah natürlich zuerst die Blutung und stellte "einen schnellen Verlust von grossem Ausmass" fest. Als nächstes bemerkte er, dass sich die Brust von Kennedy nicht bewegte. Er sah, dass die Bluttransfusionen in Vorbereitung waren. Es gab einen Aderlass am rechten Bein des Präsidenten und Krankenschwester Bowron entfernte die blut-verkrustete Goldarmbanduhr, um Raum für einen anderen auf dem linken Arm zu schaffen. Burkley nahm 100 mg Solu-Cortef aus seiner Tasche und murmelte "entweder intravenös oder intramuskulär". Das Dringlichste war jedoch ein freier Atemweg. Der Schlauch der eingeführt wurde, funktionierte anscheinend wegen der Wunde am Hals nicht. Schmerzmittel war keine nötig, Kennedy lag im Koma. "Skalpell" murmelte Perry. Eine Krankenschwester legte ihm eines in die Handfläche und er machte einen Luftröhrenschnitt. Inzwischen wurde der Schlauch zwischen Kennedys Lippen an ein Beatmungsgerät angeschlossen um ihn wieder zum Atmen zu bringen.
In diesem Moment beschloss Jacqueline Kennedy, den Raum zu betreten. Sie verbrachte die letzten 10 Minuten im tristen Flur. Dugger starte sie an, Doris Nelson versuchte, ihre Handschuhe auszuziehen und sie zu überzeugen, sich in einem der abgeschlossenen Schlafräume auszuruhen, aber sie hatte bereits beschlossen, den Raum nicht zu verlassen. Parklands Personal verstand ihre Entscheidung nicht. Sie kannten nur ihren Ruf und, wie Robert Kennedy, war sie eine ganz andere Person als sich die Öffentlichkeit vorstellte. Er war sanfter und empfindlicher als sie dachten, und sie war stärker als die Menschen glaubten. Zwangsläufig standen beide im Schatten des Präsidenten bis zu dieser Stunde. Für Mrs. Kennedy war es jetzt Zeit, sich zu behaupten.
Während den ersten paar Minuten war sie leise und wachsam. Sie konnte nicht verstehen, warum die Ärzte herumrannten, sie war sicher, dass ihr Mann getötet wurde. Dann hörte sie die Diskussion über Flüssigkeiten. Ärzte gehen davon aus, dass Laien durch medizinische Terminologie eingeschüchtert werden. Gewöhnlich haben sie recht, dieses Mal irrten sie sich. Der Präsident war seit Beginn der Ehe krank; seine Frau verbrachte viel Zeit in Krankenhaus-Wartezimmern. Sie wusste, was eine Salzlösung war, und als sie die Stimme aus dem Schockraum "Reanimation" hören sagte, verstand sie das auch. Er ist noch am Leben, dachte sie verwundert. Es machte keinen Sinn. Sie war überzeugt, dass er getötet worden war. Könnte es eine Chance geben, dass er noch lebt? dachte sie und oh mein Gott, ich würde mein Leben lang alles für ihn tun. Die Worte "wenn nur" und "vielleicht" durchkreuzten ihre Gedanken. "Die Hoffnung ist das Federding" schreibe Emily Dickinson "das in der Seel´ sich birgt".
Jackie schaute zu Larry und Ken und flüsterte "Glauben Sie, dass…?" Sie sagten nichts, es gab nichts zu sagen. O'Donnell, nach wie vor in Trance flüsterte zu O'Brien "es ist eine tausend zu einer Chance dass er das überlebt". Für sie war es ein flüchtiger Wunsch. Sie sagte:" ich gehe jetzt dort rein".
Doris Nelson hörte sie und versperrte ihr den Weg. Die Krankenschwester war der Überzeugung, dass Verwandte soweit wie möglich von Patienten ferngehalten werden sollten. Ein Ziel dieser Strategie war, die falschen Hoffnungen zu verhindern, die gerade in Mrs. Kennedy geweckt wurden. Doris sagte scharf: "Sie können hier nicht hereinkommen" und stelle sich ihr in den Weg. Eingeschüchtert sagte Jackie: "ich komme herein und ich bleibe." Doris, viel stärker als sie, drängte sie zurück. Jedes Mal wenn ihr Ehemann krank war, wurde Jacqueline Kennedy von den Ärzten zurückgewiesen. In Columbia hörte sie ihn nach seiner Rückenoperation nach ihr rufen, sie wurde jedoch nicht zu ihm gelassen. Jetzt kämpfte sie noch stärker und flüsterte Doris Nelson zu, dass sie in den Raum muss.
Der Aufruhr zog Burkleys Aufmerksamkeit auf sich. Er kam herüber. "Mrs. Kennedy sie brauchen ein Beruhigungsmittel", sagte er mit zitternder Stimme. "Ich möchte dabei sein, wenn er stirbt." Er nickte verständnisvoll, "es ist ihr Recht", sagte er immer wieder und führte sie in den Raum, schliesslich war er vom Geheimdienst. Im Innern schützte er Mrs. Kennedy, damit sie niemand mehr wegdrängte.
Der Raum hatte sich noch dichter mit Menschen gefüllt. Kennedys Ehefrau und sein Arzt wurden in eine Ecke gleich links vom Eingang gedrängt. Sie beugte sich vor und legte ihre Wange an die Schulter von Burkley. Dann kniete sie sich kurz auf den Boden, in das Blut des Präsidenten, und schloss die Augen zum Gebet. Sie erhob sich wieder, stand aufrecht und ihre Augen beobachteten Mac Perry.
Es schien unmöglich aber ein weiterer Arzt trat ein. Es war William Kemp Clark, der Neurochirurg des Krankenhauses. Die anderen Ärzte machten den Weg frei. Er und Perry tauschten ihre Blicke und beide wussten, es gab für den Patienten keine Chance. Clark sah Jacqueline Kennedy und bat sie, den Raum zu verlassen. Ihre Lippen bewegten formten das Wort "nein". Perry hatte gerade den Luftröhrenschnitt beendet als Clark eintraf; er führte einen Schlauch in die Luftröhre. Jenkins schloss ihn an einer Anästhesiemaschine an. Clark überwachte das Kardiodiagramm, Perry, der langsam am Ende seines Repertoires war, entschied sich für eine Brust-Massage. Er musste etwas tun, um die Brust zu stimulieren. Er war jedoch zu klein, obwohl er auf den Zehenspitzen stand. "Jemand soll mir einen Stuhl holen" keuchte er. Jemand tat es und er begann 10 Minuten lang mit der Herz-Massage.
Alle Aufmerksamkeit richtige sich auf Kennedy. Ringerlösung, Hydrokortison und 0.4 Liter Blut gelangten durch die zwei Katheter in seine Gefässe. Bilaterale Drainagen versuchten, einen Lungenkollaps zu verhindern. Perry war immer noch mit der Herz-Massage beschäftigt in der Hoffnung, doch noch einen Herzschlag zu erzwingen. Es funktionierte nicht, die Atmung hatte aufgehört. Aus der Wunde auf der rechten Seite des Kopfes sprudelte auch kein Blut mehr. Seine Adern waren leer, seine Haut erschreckend weiss. Das kurze Flattern auf dem Elektrokardiogramm ist beendet; die Maschine leuchtet dumpf. Mac Perry kauerte nieder, sein Gesicht umklammert, er atmete schwer. Zweimal winkte Jacqueline Kennedy Dave Powers zu sich und sagte: "Dave, holen sie bitte einen Priester" und über das Telefon hat der Generalstaatsanwalt dieselbe Anfrage von Clint erhalten. Agent Jack Ready machte den Anruf. Zwanzig Minuten waren vergangen, aber es war noch kein Pfarrer erschienen. Auf seine Uhr zeigend drängte Dave Jack "Was ist mit dem Priester? Hören Sie, wir werden es nicht schaffen". Ein Herzschrittmacher wurde in den Schockraum gefahren und für den Einsatz vorbereitet aber niemand hatte die Illusion, dass er wirklich noch gebraucht wird. Roy Kellermann, der vor der Türe wartete, ging zur Krankenschwester-Station wo Clint Hill eine nach wie vor offene Telefonlinie zum Weissen Haus hielt. Flüsternd sagte Roy: "Sag Jerry, es ist nicht offiziell und noch nicht freigegeben, aber der Mann ist tot."
Es war 13:00 Uhr auf der Uhr, und Kemp Clark sagte keuchend: "Es ist zu spät Mac." Er erhob sich langsam, rutschte vom Stuhl, ging aus dem Raum, liess sich auf einen Stuhl nieder und starrte ins Leere. Geistesabwesend kaute er am Nagel seines kleinen Fingers. Dr. Jenkins legte ein Leintuch über das Gesicht des Präsidenten.
Clark wandte sich an Jacqueline Kennedy. Er sagte "ihr Mann erlitt eine tödliche Wunde". Ihre Lippen bewegten sich wieder: ich weiss. Burkley prüfte nochmals Kennedys Puls - sie waren so nahe dran - und fühlte nichts. Er ging zurück zu ihr und versuchte Jackie zu sagen: "Der Präsident ist weg" aber seine Stimme war undeutlich. Er hatte tausende Marine Corps Schusswunden im Pazifik behandelt, aber jetzt konnte er sich nicht kontrollieren. Er schluckte schwer und mit erstickter Stimme sagte er: "Der Präsident ist tot."
Krankenschwestern wurden entsandt, um ein Plastikleichentuch und zwei Papiertaschen zum Schockraum 1 zu bringen. Die Tragtaschen sahen aus wie Einkaufstaschen und waren für Kennedys Habseligkeiten gedacht. Draussen fragte Doris, welche Massnahmen für den Körper vorgesehen sind. Dann erstellte sie einen Totenschein für Kemp Clark, der als Oberarzt anwesend war und ihn unterschreiben musste. Ken O'Donnell lief entlang der Pädiatrie um Lyndon Johnson zu informieren. Powers notierte: 13:00 Uhr, Mr. Präsident von Dr. William Clark für tot erklärt.
Um 13:00 Uhr Dallas Zeit wussten nach einer Studie der Universität von Chicago 68% aller Erwachsenen in den Vereinigten Staaten - über 75 Millionen Menschen - von der Schiesserei. In der ersten halben Stunde waren die Informationen mager, ungenau und verzerrt aber es war von Anfang an klar, dass das Verbrechen auf der Elm Street die spektakulärste Katastrophe seit Pearl Harbor war. Um 12:40 Uhr, als Kellerman Behn erzählte "Schauen Sie auf Ihre Uhr" - unterbrach CBS die Seifenoper "Jugend und Leidenschaft - Wie das Leben so spielt". Die Zuschauer sahen Walter Cronkite der ankündigte, dass "In Dallas, Texas, drei Schüsse auf Präsident Kennedys Autokolonne abgefeuert wurden. Die ersten Berichte sagen, dass der Präsident schwer verletzt wurde." In der fünften Etage des Justizministeriums an der Ninth Street und Pennsylvania Avenue, J. Edgar Hoover telefonierte direkt ins Büro des Justizministers. Der Anruf wurde von Angie Novello entgegen genommen. "Hier ist J. Edgar Hoover" seine Anmeldung war wie immer kurz und bündig "Haben Sie die Nachrichten gehört?" "Ja, Mr. Hoover, aber ich werde es ihm nicht mitteilen." "Der Präsident wurde erschossen. Ich rufe ihn an."
Die Telefonistin im Weissen Haus wählte die 163, Ethel Kennedy nahm den Hörer ab. "Der Direktor ruft an" sagte die Stimme am anderen Ende. Ethel musste nicht fragen welcher, es gab in Washington viele Direktoren aber nur einen Direktor. "Der Justizminister ist beim Mittagessen" sagte sie. Auf der anderen Seite des Pools schaute ihr Mann gerade auf die Uhr, es war 13:45 Uhr. Sie waren seit einer Stunde nicht mehr im Büro. Er nahm ein Thunfisch-Sandwich und sagte zu Morgenthau: "Wir beeilen uns besser und gehen zurück zum Meeting".
"Es ist dringend" sagte die Telefonistin zu Ethel. Sie hielt den Hörer etwas auf die Seite und rief "Es ist J. Edgar Hoover". Robert Kennedy wusste, dass etwas Aussergewöhnliches geschehen war, der Direktor rief ihn nie zu Hause an. Er liess sein Sandwich fallen und lief zum Telefon. Der Generalstaatsanwalt identifizierte sich. "Ich habe Neuigkeiten für Sie. Der Präsident wurde angeschossen", sagte Hoover klanglos. Es gab eine Pause. Kennedy fragte, wie ernst es ist. "Ich denke, es ist sehr ernst. Ich bin bemüht weitere Details zu erhalten", sagte Hoover. "Ich rufe Sie zurück, wenn ich mehr herausgefunden habe."
In dem halben Jahrhundert, seit Riedel als neunjähriger Page zum Senat kam, begann er nie den Verstoss, in den Stockwerken des Senates zu rennen. Nun rannte er von Senator zu Senator, stotterte "Der Präsident wurde erschossen - der Präsident - er wurde erschossen." Holland aus Florida starrte ihn an, Dirksen aus Illinois sackte in sich zusammen. Sein Gesicht war leer, Riedel schaute auf der Tribüne nach Hilfe und sah Kennedy aus Massachusetts. In einer Garderobe hatten die Gerüchte nun den Mehrheitsführer im Senat, Mike Mansfield erreicht. Mike erinnerte sich, dass Ted den Vorsitz hatte, als Patrick Kennedy starb und bewegte sich vorwärts zu einem Stuhl. Auf dem Podium begann Riedel "eine schreckliche Sache hat sich ereignet! Es ist schrecklich, schrecklich!" Der Senator war dabei, Korrespondenz zu unterschreiben. Er fragte: "Was ist es?"
"Ihr Bruder" Riedel erinnerte sich, dass Ted zwei Brüder hatte "Ihr Bruder, der Präsident. Er wurde erschossen." Der Senator starrte ihn wie durch einen Schleier an, dann sah er zu Holland, der sich von der anderen Seite näherte. "Woher weisst du das?" "Es ist im News Ticker. Es kam gerade im Ticker rein." Ted sammelte hastig seine Papiere zusammen und Riedel legte seine Hand auf seine Schulter. "Vielleicht können Sie einen Jet nach Texas nehmen. Gibt es etwas das ich für Sie tun kann?" "Nein", sagte Ted und ging hastig davon. Johnson ging mit grossen Schritten an Cecil Stoughton vorbei. Stoughton fragte: "Wo geht er hin?" "Der Präsident", fauchte Bales, "geht nach Washington." Stoughton kapierte sofort "ich auch" sagte er zu Bales. Der Fotograf verspätete sich, in der Autokolonne hatte es keinen Platz mehr für ihn. Albert Thomas wurde ganz zufällig zum menschlichen Schutzschild im ersten Fahrzeug. Johnson und Kilduff trennten sich, Youngblood brachte den Präsidenten zu Chief Curry. Sie hatten von einem weiteren Anschlag Angst. Deshalb hatte er auf zwei Autos bestanden; sie wollten für einen allfälligen Heckenschützen Verwirrung stiften. Youngblood setzte den Kongressabgeordneten Thornberry neben Curry, er und Johnson sassen im Auto hinten und befahl dem Präsidenten, sich zu ducken. Weil Johnson gehorchte, sah ihn Thomas nicht, als er das Krankenhaus verliess. "Stopp" rief er "Fahren Sie" rief Youngblood zu Curry. Johnson fragte "Wer ist es?" und der Agent sagte es ihm, Johnson befahl anzuhalten. Um aus der Verspätung das Beste zu machen entschied Youngblood, so viel Schutz wie möglich zu bieten. Er leitete Thomas an auf dem vorderen Sitz Platz zu nehmen und Thornberry musste zu ihnen nach hinten gehen. Johnson sass in der Mitte und jede Kugel müsste nun zuerst durch Curry, einem der beiden Kongressmänner und Youngblood.
Lady Bird erinnerte sich, dass sie "sehr schnell unterwegs waren". Sie überfuhren alle roten Ampeln. Um jedoch eine Kollision zu vermeiden, fuhren sie jeweils etwas langsamer und warfen einen Blick in jede Richtung, bevor sie wieder beschleunigten. Für diejenigen, die nach wie vor an die Gewehrschüsse dachten, waren die Pausen fast unerträglich und die Reise schien länger. Sie fuhren jedoch innerhalb von 7 Minuten die 4.8 km vom Parkland Hospital zum Dallas Love Field Flughafen.
Jack Price wich aus. Er wollte keinen Bestatter bevorzugen, und als Dr. Burkley um seinen Rat bat, geriet er ins Stottern. "Nun, Sie können einen Sarg von einer militärischen Einrichtung oder einem Privathaus bekommen" antwortete er unverbindlich. Burkley sagte: "Wir wollen nur einen Sarg oder einen Korb - etwas womit wir den Körper hinaus tragen können." Steve Langregan lief vorbei und Clint Hill packte ihn am Arm. "Wir müssen einen Sarg haben", sagte ihm Clint. Price sagte zu Steve "Warte; sie haben noch nicht entschieden was sie genau wollen." Der Arzt des Präsidenten wurde langsam ungeduldig. "Organisieren Sie einfach einen, so schnell wie möglich" sagte er grimmig. Verfolgt von Clint eilte Steve zum Sozialdienst des Krankenhauses und fragte dort eine Frau, wo das nächste Bestattungsunternehmen ist. "O'Neal in Oak Lawn", antwortete sie und gab ihm die Nummer. "Wir können den Anruf hier machen", sagte Steve, aber es war keine Linie mehr frei. Steve lief von Büro zu Büro und im Privatbüro von Price fand er endlich eine freie Leitung. "Jetzt" keuchte er und wählte die Nummer von O'Neal.
"Sie machen Witze" japste O'Neal, als die Telefonistin ihm sagte, dass 601 einen Code 3 meldete. Der Bestatter hatte ein Transistorradio und hörte Nachrichten, als das Telefon klingelte. Steve Landregan identifiziert sich. Er sagte: "Ich gebe ihnen jetzt einen Mann an den Apparat und sie machen alles was er wünscht. Das ist vertraulich." Es gab eine Pause. Dann eine andere Stimme: "Hier spricht Clint Hill vom Secret Service. Ich möchte, dass sie einen Sarg zum Parkland Hospital bringen. Ich möchte ihn sofort." "Warten Sie - warten Sie" sagte O'Neal. "Wir haben Waren in verschiedenen Preislagen." "Bringen Sie den besten den Sie haben", sagte Clint.
O'Neal und Ray Gleason, seine Buchhalterin, öffneten die Rückseite des Cadillacs. Agenten und White House Korrespondenten kamen ihnen zu Hilfe. Der Sarg wurde auf eine vom Bestatter mitgebrachte, leichte Trage gelegt und in den Korridor gefahren. Andy Berger informierte Ken O'Donnell; sie sind hier. "Ich will mit Ihnen sprechen", sagte Ken zu Mrs. Kennedy mit einem Unterton und winkte ihr zu, ihm zu folgen. Sie folgte ihm durch eine Tür, sie sah den Bestatter nicht kommen aber sie hatte es richtig vermutet, sie wollten nicht dass sie das sieht. Kemp Clark erschien neben Ken. Sie appellierte an den Arzt. "Bitte - kann ich gehen? Bitte lassen Sie mich gehen." "Nein, nein", murmelte er. Sie beugte sich zu ihm. "Glauben Sie, dass es mich aufregt, wenn ich den Sarg sehen, Doktor? Ich habe meinen Mann sterben sehen, in meinen Armen. Sein Blut klebt überall an mir. Wie kann ich etwas Schlimmeres sehen als das?" Clark kapituliert. "Ah, ok, ich weiss." Er trat zur Seite. Dave Powers notierte: 13:30 Uhr, Bestatter Vernon B. O'Neal trifft in der Notaufnahme ein.
Die Passage überquerend dachte sie nach, was sie dem Präsidenten mit in den Sarg geben könnte. Plötzlich dachte sie an ihren Ehering. Nichts hatte ihr jemals mehr bedeutet. Sie bewegte sich auf die Seite des Präsidenten und hob seine Hand. Sie legte ihren Ring über Kennedys Finger und schaute zärtlich nach unten. Sie sehnte sich danach, mit ihm alleine zu sein. Wenn diese Leute nur weggingen. Sie würden sie nie verlassen; das wusste sie. Im Durchgang fragte sie Ken: "Der Ring. Habe ich das Richtige getan?" Er sagte: "Sie lassen ihn am richtigen Ort."
Nun begann das Warten, eine schreckliche Zeit. Der Präsident kam mit viel Lärm ins Parkland; verlassen wird er es ganz anders. All das nahm 20 Minuten in Anspruch. Eine Krankenschwester mit gepflegten blonden Haaren und eine Jugendliche mit einem dünnen, eingebildeten Gesicht standen beieinander. Sie hielten sich und Henry dachte, es sei eine Geste von Mitgefühl. Dann grinste die Krankenschwester. Die Jugendliche murmelte ihr etwas ins Ohr und sie kicherte. Henry rief entrüstet, "zeigt ein wenig Respekt!". Sie sahen ihn an und verschwanden.
Der Sarg wurde geschlossen und poliert. Jacqueline Kennedy rauchte ihre letzte Zigarette danach war sie bereit. Der Bestatter war auch bereit, doch sie bewegten sich nicht. Die Türe des Schockraumes war offen und die Uhr zeigte an, dass sie schon über eine Stunde im Krankenhaus waren. "Sergeant, warum kann ich meinen Mann nicht nach Washington zurück nehmen?" Bob Dugger wusste warum. Er hatte einige Gespräche mitgehört; die Entwicklung war für ihn klar. Er wollte sie trotzdem nicht informieren. Roy Kellermann war der erste Agent, der Ärger witterte. Kurz bevor der Sarg eintraf, standen Roy und Dr. Burkley im Dienstzimmer der Krankenschwestern als ein blasser, sommersprossiger Mann in Hemdsärmeln eintrat, den Telefonhörer nahm und sagte: "Hier spricht Earl Rose, wir haben hier einen Mord. Sie werden das Krankenhaus nicht verlassen, solange es nicht eine Autopsie gab." Er legte auf und verliess das Zimmer.
Kellermann blockiert den Weg. In einer bewusst gedehnten Sprache sagte Roy: "Mein Freund, das ist der Körper des Präsidenten der Vereinigten Staaten und wir werden ihn zurück nach Washington nehmen." "Nein, so läuft das hier nicht." Rose droht ihm mit dem Finger. "Wenn es ein Mord ist, dann müssen wir eine Autopsie durchführen." "Er ist er Präsident. Er wird mit uns mitgehen." Rose: "Der Körper bleibt." "Mein Freund, mein Name ist Roy Kellermann. Ich bin leitender Special Agent des Secret Service vom Weissen Haus. Wir nehmen den Präsidenten zurück in die Hauptstadt." "Sie werden den Körper nirgendwo hin mitnehmen. Es gibt hier Gesetzte, wir werden sie durchsetzen." Dr.Burkley diskutierte mit Dr. Rose von Arzt zu Arzt, es war sinnlos. Kellermann, der sich nicht von der Türe weg bewegt hatte, bäumte sich vor Rose auf. "Mein Freund, dieser Teil des Gesetztes kann aufgehoben werden." Rose schüttelte den Kopf. "Sie müssen mir schon viel mehr Autorität zeigen als bis jetzt", sage Kellermann. Kemp Clark versucht es ebenfalls. Er und Rose haben raue Worte gewechselt, danach nahm Clark Price beiseite und teilte ihm mit, dass er auch Gewalt anwenden würde. Aber auch er kam nicht weiter.
Ausserhalb des Krankenhauses parkierte Theron Ward sein Buick Coupé. Richter Ward kam wegen einer anderen Sache ins Parkland Hospital gekommen. Als ihn eine Krankenschwester sah, war sie sehr dankbar über sein Erscheinen. Sie wusste von dem Kampf in Schockraum 1. Earl Rose erkannte ihn auch, seine Augen leuchteten. "Richter Ward, Sie stehen unter Druck! Dieser Fall muss behandelt werden, wie kein anderer Fall in der Geschichte. Wenn Sie erlauben, dass sie den Körper mitnehmen, wird er illegal mitgenommen." "Ich bin der Friedensrichter und werde mich um den Fall kümmern" sagte er zu Dr. Burkley. "Ich werde alles so schnell wie möglich behandeln", versicherte er Kellerman und Burkley. Sie starrten ihn skeptisch an. Er bat um "ein paar Minuten, um eine Rechtsfrage zu überprüfen." "Mein Freund - Euer Ehren - ist dort nichts in Ihrem Gesetz, das eine Verzichtserklärung möglich macht?" "Es tut mir leid" sagte Ward traurig. "Ich weiss, wer Sie sind, aber ich kann Ihnen unter diesen Umständen nicht helfen." "Mir tut es auch leid", sagte Roy düster.
Ein paar Minuten später ging Theron Ward zur Station der Krankenschwester um den Bezirksstaatsanwalt anzurufen. Als es klingelte, sah er Frau Kennedy aus dem abgeschlossenen Schlafraum hinter Dave erscheinen. Er hatte nun einen lebhaften Eindruck, als er die Blutflecke auf ihrem Kleid sah, und dann sprach er mit Wade. Ward, wie auch kurz vorhin Earl Rose, erklärte der Bezirksstaatsanwalt, dass es keinen Grund mehr gibt, den Körper nicht freizugeben. Den Hörer in der rechten Hand winkte Ward mit der linken Hand den Menschen bei der Türe vom Schockraum zu, dass sie gehen können. Der Sarg wurde in den Flur gerollt. Die Witwe ging direkt dahinter, ihre behandschuhte rechte Hand auf dem glänzenden Deckel.
Kemp Clark gab einem Agenten eine leere, von ihm signierte Sterbeurkunde mit. Dr Burkley und Bill Greer gingen nochmals zurück in den Schockraum 1, beide mit dem Gedanken, dass sie evtl. noch etwas vergessen hatten. Margaret Hinchcliffe gab Greer die beiden Papiertüten mit den persönlichen Sachen des Präsident Kennedy. Doris Nelson reichte ihm das blaue Jackett von Clint Hill. Nachdem er wieder hinaus eilte, fasste Diana Bowron in ihre Uniform-Tasche und fand die goldene Uhr von Kennedy, immer noch mit seinem getrockneten Blut bedeckt. Der Arzt des Präsidenten trat allein in den verlassenen Raum. Er hatte keine Zeit, alles genau zu durchsuchen. Er sah auf dem Boden rote Blütenblätter vom Willkommensstrauss. Er nahm eine Rose, brach den Stiel ab und legte sie mit einem Blütenblatt in einen Umschlag.
Ward ging, um den Stapel von offiziellen Formularen mit seinem Sekretär auszufüllen. In seinem Bezirksprotokoll notierte er einen gerichtlichen Termin, den es nie gab als Nr. 210. "Überführungserlaubnis Nr. 7992", autorisiert "den Abtransport von John. F. Kennedy, männlich, weiss". Die Sterbeurkunde von Kemp Clark war, wie sich herausstellte unzulänglich, deshalb unterzeichnete Ward eine andere. Die Genauigkeit war an diesem Nachmittag keine Stärke der Offiziellen von Dallas. Auf dem neuen Dokument wurde der "übliche Beruf des Verstorbenen" als "Präsident der Vereinigten Staaten" angegeben - die Washingtoner Adresse von Kennedy wurde als 600 und nicht als 1600 Pennsylvania Avenue registriert. Sein Alter wurde auch falsch, mit vierundvierzig aufgeführt.
Die Anwesenden sahen den Abstransport des Sargs unterschiedlich. Das Pressekorps des Weissen Hauses vermisste einen Priester. Chuck Roberts kritzelte, dass Mrs. Kennedy immer noch den himbeerfarbenen Anzug trug in dem sie die Tages-Kampagne begonnen hatte - und immer noch schön aussah. Hugh Sidey bemerkte, dass Godfrey McHugh, der sich Kellermann auf der Vorderseite angeschlossen hatte, zu Aufmerksamkeit kam, als das Sonnenlicht ihn traf und dass Larry O'Brien eine einzelne Träne die Backe herunter rollte. Für Tom Wicker waren sie alle "betäubt". Sergeant Dugger wusste, dass das die Stunde 0 in seinem Leben war. Vernon B. O'Neal war verärgert, sein Fahrer vergass das rote Ambulanz-Zeichen aus dem Seitenfenster des Cadillacs zu entfernen. Niemand konnte ihn als Leichenwagen identifizieren. Die Korrespondenten würden es falsch berichten.
Das Personal, betreut von O'Neal, schoben den Präsidenten in den Krankenwagen. Es gab auf der rechten Seite eine Türe und dort einen Notsitz neben dem Sarg. Dugger, der am nächsten war, öffnete ihn für Jacqueline Kennedy. "Danke", flüsterte sie. Der Sergeant begann zu weinen. Er streckte seine Hand aus, berührte sie leicht und er sagte: "Bob Dugger, Ma'am." Dann schloss er die Tür. Es war genau 14:08 Uhr, Burkley, der den Leichenwagen durch die hinteren Türen betrat, drückte seinen massigen Körper hinter Mrs. Kennedy. Clint Hill und Godfrey waren auch da und drei Agenten sassen beengt vorne. Kellerman war wie gewohnt auf der rechten Seite, aber Andy Berger war hinter dem Lenkrad. Dies war in diesen letzten Tagen das einzige Mal, dass nicht Bill Greer den Präsidenten chauffierte. Mit den Papiertüten beschäftigt, ging er vorübergehend in dem Gewirr von Hallen verloren und Kellerman war nicht bereit zu warten. Sie waren entschlossen, den Flughafen zu erreichen und sich zu entfernen, bevor die imaginären Verstärkungen ankommen und sie überwältigen konnte.
"Kennen Sie den Weg zu meinem Bestattungsinstitut" frage der Bestatter Roy. "Ich werde Sie dort treffen". Roy antwortete "Wir werden nicht dorthin fahren. Wir fahren zu Love Field. Folgen Sie uns und Sie können den Krankenwagen abholen." "Leichenwagen" korrigierte in ihn O'Neal instinktiv. Andy Berger war angespannt. Kein Leichenwagen war jemals mit solcher Geschwindigkeit gefahren. Sie waren mindestens so schnell unterwegs wie die anderen mit Johnson. Am Gate 28 bremste Berger neben dem Flugzeug 26000, es war nach wie vor ihr Flugzeug. Es gab keine Diskussion als sie ausstiegen. Kennedy ging zuerst an Bord; jeder wusste das. Der Secret Service, Ken, Larry und militärische Helfer machten sich bereit, den Sarg zu tragen. "Es ist schrecklich schwer", sagte Ted Clifton ängstlich und schaute die steilen Stufen entlang, die zur Rampe an der hinteren Tür führten. "Glauben Sie, wir kriegen ihn dort hoch?" Die anderen schwiegen. Es muss gehen, sie würden es schaffen.
In ihrer Eile beschädigten sie den Elgin Britannia. Sie wussten nicht, dass ein Gerät automatisch den Sarg am Fussboden eines Leichenwagens befestigt. Es gab eine Klinke, die das Schloss öffnete aber sie sahen sie nicht. Der teuerste Sarg von Vernon O'Neal war beschädigt. Dave Powers ging in Position, seinen Anteil des Gewichts zu tragen. Er schrieb: 14:20 Uhr, ich half, den Sarg an Bord der Air Force One zu tragen.
Für Pam, die neben Jackie stand, schien der Transport von Hand ewig zu dauern, aber die Männer hielten fast eine halbe Tonne und gingen gerade die schmalen Stufen nach oben mit kaum 25 cm Platz auf beiden Seiten. Es gab kaum Worte, der Flughafen, erwähnte Pam, war "seltsam ruhig" geworden. Colonel McNally schrieb, dass die Leute ungeschickt standen, das Air Force Personal salutierte und einige Polizisten neigten ihre Köpfe. "Helfen Sie uns", rief Roy Kellerman Joe Ayres zu, die Stewards und Oberst Swindal liefen zu ihnen um zu helfen. Dave Powers entschied, dass er dafür doch zu alt war, er trat zur Seite und bekreuzigte sich. Mary Gallagher sah ihn und nahm ihren Rosenkranz in die Finger. Schritt für Schritt ging es aufwärts, Godfrey der auf der Vorderseite war, drehte sich und die Männer auf der Rückseite taten alles, um den Level zu halten. Die fehlenden Griffe stellen ein ernsthaftes Hindernis dar, sie konnten keinen richtigen Griff finden. Die gewaltige Last kippte ein wenig nach hinten. Evelyn Lincoln war besorgt, sie dachte er war unten eingekeilt, es ist so unbequem für ihn. Der Umbau des Heckabteils war vollendet. Ayers und zwei Master Sergeants, Joe Chapel der Air Force One und Deroy Cain vom andere Flugzeug entfernten die Zwischenwand und vier Sitze. Die erschöpften Sargträger hatten, mit Godfrey McHugh der als Vorarbeiter tätig war, den Sarg bündig an die Schottwand gelegt. Godfreys und Ted Cliftons Uniformen hatten Schweissflecken. Ihre goldenen und silbernen Bänder auf der linken Schulter waren schief. Die Kabine war dunkel und drückend. In einer der beiden Sitze auf der Steuerbordseite sass Mrs. Kennedy. Sie ist hinter den Sargträgern durchgeschlüpft. Sie sahen Jackie, Clifton und McHugh tauschten einen Blick aus. "Einer von uns sollte bleiben", sagte Clifton, "ich bleibe", sagte Godfrey.
Als die Türen der Air Force One geschlossen wurden, wollte Jacqueline Kennedy ein paar Minuten für sich sein. Sie lief den dunklen Gang hinunter. Weil sie das Schlafzimmer als ihres betrachtete, klopfte sie nicht an; sie ergriff einfach den Türgriff und drehte ihn. Mit Blick auf die Tür sass Marie Fehmer im Schreibtischstuhl, auf dem Bett lehnte sich Lyndon Johnson zurück und diktierte. Mrs. Kennedy stand still. Der neue Präsident stemmte sich hoch und rumpelte hastig an ihr vorbei. Marie sammelte schnell ihre Hefte und Stifte zusammen und folgte Johnson. Die Witwe sah ihnen nach und kehrte wieder zu ihren Platz zurück. Godfrey McHugh hatte in der Zwischenzeit das Cockpit erreicht. Jim Swindal hat das dritte Triebwerk gestartet, ein Zeichen, dass sie bald starteten. Codfrey rief: "Take off! Der Präsident ist an Bord!"
Zwei Präsidenten waren an Bord, obwohl Godfrey nicht daran gedacht hatte. Während der letzten zwei Stunden war den Kennedy Mitarbeitern ein Präsident verloren gegangen und sie mussten darum kämpfen, seinen Sarg aus dem Krankenhaus zu entfernen. Die Zeit des Präsidenten musste nicht unnötig verschwendet werden. Swindals Team war sehr stolz auf die Geschwindigkeit, in der sie es schafften, in die Luft zu kommen. Ein Besatzungsmitglied rief nach Kilduff: Johnson wollte mit ihm reden. Mac rannte die Treppen hoch. Er wusste genau was er wollte: er wollte einen amtierenden Pressesprecher, dessen Ruhe ihn im Parkland Hospital beeindruckte, der die Führung in der Organisation in Sachen Sarah Hughes übernahm. Johnson hat seine Pläne skizziert. Er hatte gesagt: "Ich muss hier vereidigt werden. Ich habe mit dem Generalstaatsanwalt gesprochen."
Mac musste schnell handeln. Der Flug nach Washington musste verschoben werden. "Ich weiss nicht was los ist. Wir warten auf eine Richterin, einige Reporter und Mrs. Johnsons Gepäck" berichtete Godfrey. Es klang idiotisch aber es war das, was man ihm erzählte. Es gab eine Konfrontation zwischen Kellerman, Kennedys Chef Leibwächter und Youngblood, Leiter des Johnson Detail. Verwirrt vom geschäftigen Treiben fühlte sich Roy ausgebremst, während Rufus ungebremst fortsetzte. Er schickte Jack Ready zum Gate, um Sarah Hughes dort zu treffen und er bat Chief Curry mitzugehen, damit er Sarah identifizieren konnte, wenn sie ankam. Vernon O'Neal stand beim Gate 28, darauf wartend, seinen Cadillac zurückzufordern. Durch Zufall hatte der Bestatter den Eltern von Sarah Hughes ein Auto vermietet, und er, nicht Chief Curry, war die erste Person, die ihre Ankunft am Flughafen beobachte. Er sah sie mit ihrem Sportwagen um die "Spirit of Flights" fahren und schrie: "da ist sie!" Curry begrüsste sie und nahm sie am Arm. "Barefoot Sanders möchte, dass Sie ihn anrufen" sagte er zu ihr "es gibt ein Telefon im Flugzeug."
Sie nickte abwesend und eilte mit ihm zur Rampe. Jim Swindal nahm sie dort in Empfang, begleitete sie die Treppe hoch und stellte sie Ted Clifton vor. Sarah Hughes sagte: "ich möchte Ihr Telefon benutzen. Der US-Staatsanwalt hält den Amtseid." "Hier ist es", sagte eine Stimme und Marie Fehmer drückte ihr noch eine Karteikarte in die Hand. Sie steckte sie ein und folgte Clifton durch die Personal-Kabine in die Kabine des Präsidenten. Sie umarmte ihn, Mrs. Johnson und ihre texanischen Kollegen und Johnson sagte "wir müssen so viele Leute wie möglich bei der Vereidigung dabei haben." Valenti, Younblood, Roberts und Lem Johns wurden in den Bereich des Personals geschickt, um weitere Leute einzuladen, dann ging er selbst hinein. Er verkündete: "Wenn jemand bei der Vereidung dabei sein will, würde ich mich freuen und wäre stolz darauf."
Die Zuschauer, die Stoughton vor der Kamera hatte, waren eine monotone Gruppe. Dr. Burkley stand hinter jemandem, dann waren da zwei Agenten, Kilduff und zwei Pool Reporter, Underwood, drei Sekretärinnen von Kennedy - Evelyn, Mary und Pam anwesend. Zwischen den Damen standen Jack Valenti und Lem Johns. Der neue Präsident dankte ihnen überschwänglich und küsste Evelyns und Pams Hand. Godfrey McHugh war neben John Kennedys Sarg. O'Brien stand hinter Sarah Hughes. Stoughton selbst wollte an einem ganz anderen Ort sein. Boots Miller, der für das Gepäck zuständig war, stand in der Kabine des Personals, in seinen Armen hielt er eine Papiertüte mit dem ruinierten Pillboxhut von Jacqueline Kennedy. Jim Swindal ging den Gang hinunter zu Clint Hill zurück, mit dem Gesicht gegen Roy Kellermanns breiten Rücken. Als Pilot der Air Force One musste er anwesend sein. Niemand wusste, dass er die Politik ernst nahm, er vergötterte Kennedy. Er wusste nicht, dass er so leiden könnte. Er fühlte sich, als hätte er einen Stein in seiner Brust. Später erklärte er: "Ich wollte einfach nicht auf dem Bild sein, ich gehörte nicht zum Team von Lyndon Johnson. Mein Präsident war in diesem Sarg."
Die Öffentlichkeit, die später über das Foto brütete sah zuerst einen nebligen, menschlichen Streifen und im Vordergrund Johnson, aber später war das klassische, schmerzzerrissene Profil von Mrs. Kennedy im Focus. Es war ihre Anwesenheit, die der Mann der vereidigt wird am meisten wollte. Er wollte sie an seiner Seite und das sagte er jedem in Hörweite. Am Ende erschien sie und es war ihre eigene Entscheidung.
Albert Thomas umarmte sie. "Sie sind eine tapfere Frau", flüsterte er. Johnson drückte ihre Hand und sagte: "Dies ist der traurigste Moment in meinem Leben." Er beugte sich vor, um sie Sarah Hughes vorzustellen und zog sie dann auf seine linke Seite. "Ist es so, wie Sie es wollen?" erkundigte er sich bei Stoughton. Der kleine Fotograf, schweissnass, hockte auf dem Sitz direkt gegenüber des Präsidentenstuhls. Er rief Anweisungen und bat Zeugen, sich nach links, rechts, oben, unten zu bewegen. Seine Gedanken rasten. Ohne Zweifel wird das das wichtigste Bild das er jemals machen wird. Er war von Natur aus ein Pessimist und er hatte allen Grund zur Besorgnis. Er war zuvor mit der Hasselblad (Fotoapparat) gescheitert. Darüber hinaus war er wegen Ken O'Donnell besorgt. Ein sicherer Weg, Ken zu missfallen, wäre, Mrs. Kennedys Flecken zu fotografieren.
Er war bereit. Der Präsident und die beiden First Ladies waren bereit. Die erste Frau die einen präsidialen Eid zu präsidieren hatte war so bereit, wie sie nur sein konnte - Sarah zitterte überall, aber sie fühlte sich sicher. Kilduff hielt das Diktiergerät, das Mikrofon direkt am Mund, sein Daumen bereit, die Steuertaste zu drücken. Dann frage eine Stimme: "Was ist mit einer Bibel?". Die Heilige Schrift war immer ein Bestandteil des Rituals. Es gab eine Pause, in welcher jeder den anderen anschaute. Dann beruhigte Joe Ayers sie. Präsident Kennedy hatte immer seine persönliche Bibel mit dabei, unter dem Deckel des Tisches zwischen den beiden Betten in seiner Privatkabine, und Ayres ging sie holen.
Es war eine ungewöhnliche Bibel und sehr persönlich; sogar Larry O'Brien, dem Ayres sie reichte, hatte sie noch nie zuvor gesehen. Der Deckel war aus geprägtem Leder, die Kanten von Hand genäht; auf der Vorderseite war ein goldenes Kreuz und auf der Innenseite des Umschlags die winzig genähten schwarz-auf-schwarz-Initialen "JFK". Wenn er allein flog, las der Präsident immer am Abend darin, bevor er das Licht löschte. Larry trug die weisse Schachtel, in dem der Präsident sie aufbewahrte, den Korridor hinunter und als er die Kabine erneut betrat und hinter Sarah Hughes trat, begann sie nervös mit der Vereidigung. Ihre Stimme bebte: "Ich schwöre feierlich, dass ich..." "Nur einen Moment, Richterin", sagte Larry, er nahm die Bibel aus der Box und übergab sie ihr. "Ich schwöre feierlich, dass ich..." begann sie wieder. Der Eid dauerte 28 Sekunden, die Richterin sagte vor, der neue Präsident sprach ihr nach, seine rechte Hand hob er empor, seine linke Hand hielt er leicht über die Initialen auf Präsident Kennedys Bibel. Seine am Tag zuvor geschnittenen Haare, seine Krawatte und sein Taschentuch in der Brusttasche, alles war korrekt und er war eindeutig der grösste Mann in der Kabine. Lady Bird sah aus wie ein Vogel und Jacqueline Kennedy, auf der anderen Seite, war eine Silhouette aus einer anderen Welt. Stoughton hielt seine Kamera hoch, die Flecken nicht im Bild.
Der Präsident umarmte seine Frau und Jacqueline Kennedy. Lady Bird drückte Mrs. Kennedys Hand. "Setzen Sie sich hier hin" sagte Johnson zur verwitweten First Lady und steuerte sie zum Sitz, wo zuvor Stoughton das Foto gemacht hat. Sarah Hughes legte ihre Arme um ihn und stammelte: "Wir stehen alle hinter dir." Sie musste sich mit den ihren Glückwünschen beeilen, es war offensichtlich, dass es nur noch Sekunden dauert, bis das Flugzeug startete. Drei Passagiere flüchteten die Rampe hinunter: Sarah, Chief Curry und Cecil Stoughton. Es war 14:47 Uhr, als die Air Force One abhob. Clifton prüfte die abgebrochenen Griffe an O'Neals Britannia; der Schaden machte es unmöglich, dass der Sarg von Hand die Rampe hinuntergetragen werden konnte. Er fragte Andrews ob er auf der Start- und Landebahn einen Aufzug bereithalten könne. Clint Hill befahl dem "Kiddie Detail" zur 3044 O Street zu fahren und Caroline und John Jr. Frau Auchincloss zu bringen. Dr. Burkley schlug vor, dass Mrs. Kennedy ihren Arzt, Dr. John Walsh aufsuchte. Ben wies Kellermann an, beim Sarg zu bleiben bis sie im Weissen Haus angekommen sind.
Die Ankunft der Air Force One wurde durch eine Kette kleiner Überraschungen begleitet. Der Lastwagen, mit dem zweiten Team daneben marschierend, hatte das Licht eingeschaltet und aus dem Augenwinkel sah Sam Bird die Menschenmenge die über den Zaun blickte. Er war erstaunt; er wusste nicht dass irgendjemand da war. Beim Anblick des Sarges drückte es ihm die Kehle zu. Es störte ihn aus einem besonderen Grund: die Sargabdeckung war kahl. Gewöhnt an den Prunk von Arlington, vermisste er die nationalen Farben. Ein gefallener Häuptling sollte durch eine Flagge abgeschirmt sein, dachte er, und er wünschte, er hätte eine mitgebracht. Dann hielt der Lift bei der Luke und er sah in das Gesicht von Godfrey McHugh. Der Leutnant sah nicht viele Generäle aber er erkannte McHugh anhand von Zeitungsfotos. Er salutierte. Zu seiner Bestürzung ordnete Godfrey an, den Bereich zu räumen. "Wir kümmern uns um den Sarg." Sam Bird krabbelte unsanft die gelbe Metall-Leiter hinunter. Der Transfer war umständlich.
Roy Kellermann schaute McHugh über die Schultern und sah Agent Floyd Borin. "Floyd! Können Sie den Lift etwas erhöhen?", rief er nach unten. "Er ist nicht bündig." Borin fragte nach und rief zurück "Er ist schon so hoch wie er gehen kann." Der Lift war ein Totalausfall; es konnte nicht einmal die Tür des Präsidenten erreichen. Kellerman an einem Ende, Greer auf der anderen Seite, die fünf Agenten und Godfrey McHugh winden O'Neal Britannias auf die Ladefläche. Jacqueline und Robert Kennedy traten danach auf die Ladefläche; die anderen folgten, die geschwollenen Gesichter von Evelyn, Maria, Burkley und O'Donnell bildeten eine schwerfällige Reihe hinter der Witwe. 1 1/2 Meter vom Boden entfernt erreichte der Lift seine Grenze und hielt an. Die Männer konnten springen, die Frauen jedoch nicht. Taz Shepard und Ted Clifton halfen Mrs. Kennedy. Leutnant Birds zweite Mannschaft kam dazu und wurde von McHugh wieder weggeschickt. Aber sie wurden gebraucht; es war sonst niemand da der mit dem Sarg helfen konnte. Kämpfend und sich windend schulterte eine Vereinigung von Präsidentenhelfern, Agenten und Soldaten den bronzenen Sarg und hoben ihn hinunter. Für einen Moment wackelte er wild; "Groteske", schrieb einem Reporter.
Während den brodelnden Bewegungen auf dem Flughafen war Jacqueline Kennedy vorübergehend hilflos. Clint Hill nahm an, dass sie im Krankenwagen auf dem Vordersitz sitzen würde und ging auf diese Seite. Sie sträubte sich: "Nein, ich werde hinten sitzen", sagte sie und schwenkte beiseite. Sie versuchte die hintere Tür zu öffnen, sie war jedoch von innen verriegelt. Warum hilft ihr niemand wunderte sich Mary McGrory. Jim Swindal sah die Schwierigkeit und sprintete hinüber, aber gerade als er ankam griff der Fahrer nach hinten und hob die Sperre auf. Mrs. Kennedy riss sie auf und kletterte hinein. Neben dem Fahrer waren der Herzspezialist und eine Krankenschwester, die geschickt wurden um Lyndon Johnson zu besuchen. Auf Roy Kellermann's Wunsch stiegen alle drei wortlos aus und Greer, Kellermann, Landis und Burkley krabbelten hinein, Burkley auf Paul Landis Schoss. Der Justizminister setzte sich gegenüber seiner Schwägerin hin; Godfrey sass neben ihr. Der Rest des Bethesda Konvoi reihte sich schnell auf, Clint und Dr. Walsh im zweiten Auto; die Mafia im dritten; Evelyn, Pam, Mary, Muggsy und George Thomas im vierten. Bevor der Lift entfernt und für den neuen Präsidenten eine Rampe gebracht wurde, war der Körper von Präsident Kennedy bereits auf seiner 40- minütigen Fahrt ins Krankenhaus.
Jacqueline Kennedy sagte zu Kellermann: "Ich will kein Bestattungsinstitut. Ich will, dass alles von der Marine erledigt wird." Dann folgte eine unzusammenhängende Diskussion über die wahrscheinliche Zukunft der Kennedy Helfer, des verzögerten Take-Off bei Love Field, McHughs Rolle darin und die Erklärung, die der neue Präsident abgegeben hatte. "Er sagte, dass er mit dir gesprochen hat, Bobby", sagte Jackie zu ihrem Schwager "und dass du gesagt hattest, dass er noch in Dallas vereidigt werden muss." Der Justizbeamte erschrak. Das muss ein Missverständnis sein, sagte er; er hatte keinen solchen Vorschlag gemacht.
Der Chauffeur wählte zufällig eines der drei Tore des Krankenhauses. Sie wurden von einer zivilen Wache, einem katholischen Geistlichen und einer älteren Krankenschwester empfangen. Die Krankenschwester hatte den Auftrag, sich um Mrs. Kennedy zu kümmern. Bei den beiden anderen Toren wäre der Empfang der gleiche gewesen. Da der Secret Service den Stammfahrer auf dem Flughafen vertrieb, hatte Kapitän Canada keine Ahnung, wo der Krankenwagen halten würde. Deshalb hat er bei allen einen Seelsorger und eine Krankenschwester stationiert. Die Wachen hatten dem Befehl, niemanden ausser Mitarbeiter, Patienten in ernstem Zustand, ihre Verwandten und Autos vom Weissen Haus zuzulassen. Canada war über die Massen besorgt. Wenige Minuten nach der TV-Ankündigung, dass Präsident Kennedy auf dem Weg war, hatten sich Scharen von Menschen auf dem Gelände eingefunden. Die Anzahl war überwältigend; Bethesda hatte in seiner ganzen Geschichte noch nie so viele Besucher. Wirksame Vorkehrungen waren unmöglich. Die einzige Barriere war ein niedriger Zaun aus vier parallelen grünen Rohren. Ein sechsjähriges Kind könnte darüber klettern.
Das Bethesda Naval Hospital wurde durch einen hohen Steinturm dominiert. Das Krankenhaus hatte zwei VIP-Suiten auf der sechzehnten und siebzehnten Etage. Im Jahr 1949 lag James Forrestal, der erste US-Verteidigungsminister, bis zu seinem Tod in der ersten Suite. Sie wurden in die zweite gebracht, eine Reihe aus Räumen, geformt wie ein T. Der Stamm war ein Flur, ein Schlafzimmer auf der linken Seite und eine kleine Küche auf der rechten Seite. Das T wurde durch einen langen schmalen Salon gekreuzt. Es war eine teure Suite, grosszügig ausgestattet mit Klimaanlage, Teppichboden und einem Fernseher im Schlafzimmer, aber sie war eintönig.
Jiggs Canada war George Burkleys Schiffskollege und er sollte ihn besser kennen. Drei Teams von Seelsorgern und Krankenschwestern zu positionieren war überflüssig. Auf der blau-goldenen, mit Anker verzierten Fussmatte stand der Captain; dahinter Admiral Calvin Galloway, der befehlshabende Offizier des medizinischen Zentrums von Bethesda, und ein vierter Kaplan. Canada und der Justizminister halfen Mrs. Kennedy beim Aussteigen. Burkley kämpfte sich von Paul Landis Schoss. Clint, Pam und Dr. Walsh näherten sich von den anderen Autos, überquerten die marmorierte Lobby und verschwanden im Aufzug.
Admiral Galloway wurde auf dem Gang aufgehalten von General McHugh. "Wir gehen zum Leichenhaus für die Leichenöffnung und das Einbalsamieren", sagte Godfrey. "Mrs. Kennedy will keinen Bestattungsunternehmer." "Wir haben nicht die nötige Einrichtung. Ich empfehle ein Bestattungsinstitut." Godfrey drückte ihn. "Das sind Wünsche der Familie. Ist es nicht möglich?" "Es ist nicht unmöglich", sagte der Admiral stirnrunzelnd "aber schwierig."
Zwei Laien, General McHugh und Wehle, sahen zu wie das Navy Autopsie Team den Sarg öffnete, den Körper des Präsidenten langsam hochhob und ihn auf den Tisch legte. Godfrey konnte nicht hinsehen. Schwindlig sank er auf eine Bank und Roy Kellermann setzte sich neben ihn. Der Justizminister wurde ungeduldig. Godfrey McHugh versicherte ihm um 22:00 Uhr, dass sie gegen Mitternacht das Bethesda verlassen können, aber um Mitternacht hatte die Einbalsamierung noch gar nicht begonnen. Jean Smith sagte George Thomas, dass er den Lieblingsanzug und die Krawatte des Präsidenten vom Weissen Haus bringen soll; daraufhin verliess er das Krankenhaus mit zwei Agenten. Ken O'Donnell gab Bob Kennedy die Brieftasche des Präsidenten. Dann sagte Ken: "Jackie, ich werde den Ring für Sie zurückholen." Unten in der Leichenhalle sprach er mit Dr. Burkley der den Ring abnahm und an ihm vorbei ging. Im siebzehnten Stock erklärte Burkley dem Justizminister, "ich will Jackie den Ring persönlich übergeben." Wortlos trat Bob Kennedy zur Seite und im kleinen Schlafzimmer reichte der Präsidentenarzt ihr den Ring und versuchte seinen Kummer in Worte zu fassen.
Mrs. Kennedy schickte Evelyn, Nancy, Mary und Pam nach Hause, um ein wenig Schlaf zu bekommen. "Irgendwie müssen wir die nächsten Tage überstehen", Mary fragte "Wie?" "Seien Sie zwei oder drei Tage stark", wurde ihr gesagt. "Dann werden wir alle zusammenbrechen." Jacqueline Kennedy sagte zu Martha, "ich gehe hier nicht weg, bis Jack geht. Aber ich werde nicht weinen, bis alles vorbei ist."
Mrs. Kennedy hatte spezielle Anweisungen für ihre Mutter und den Stiefvater. "Wirst du im Weissen Haus bleiben, Mami?" Janet Auchincloss sagte, sie würde gerne bleiben. "Wirst du in Jacks Zimmer schlafen?" "Wo du willst", sagte Frau Auchincloss. Sie schlug vor, auf der Wohnzimmer-Couch zu schlafen. "Nein, ich möchte, dass du in Jacks Bett schläfst." "Na sicher." "Wird Onkel Hugh auch bleiben?" "Na sicher."
Die Südwestecke des zweiten Stock war sehr gross. Das Schlafzimmer des Präsidenten, das der First Lady, ihr Wohnzimmer und die Durchgänge, die sie verbinden, bildeten eine getrennte Wohnung, abgeschnitten von der Ruhe des Herrenhauses durch das Ovale Zimmer und den Ostwestsaal. Ohne den Präsidenten würde seine Frau dort ganz alleine sein; Miss Shaw, die Kinder, Bob und Jean könnten ebenso in einem getrennten Gebäude gewesen sein. Mrs. Auchincloss sagte zu ihrem Mann: "Wir werden für Zahnbürsten in Georgetown stoppen."
Ken, Larry und Dave werden, wie Mrs. Kennedy, auch nicht ohne den Präsidenten gehen. Es gab keine Diskussion. Sie zog sich aus der Wohnung zurück und stellte sich hinter Clint Hill. Die Krankenschwester zeigte Ethel und Jean die anderen Räume auf dem Flur. Dr. Walsh gab Jean eine Schlaftablette, er, Bob McNamara und Bob Kennedy blieben bei Jackie. Eine Stunde später war Jean wieder wach. Bob ging mit McNamara in die Küche und die Frau des Präsidenten und seine Schwester wanderten ziellos durch das Wohnzimmer in das Schlafzimmer. Das Fernsehen sendete eine Messe. Die beiden knieten vor dem Bildschirm bis die Messe vorbei war. Abrupt veränderten sich die Bilder und wurden unerträglich familiär - der Kanal zeigte eine dieser langen Folgen über Kennedys Leben. Mrs. Kennedy erhob sich und drehte den Knopf. Das Licht ging aus, und Jean stolperte zurück in ihr Zimmer.
Major General Wehle fuhr nach Hause, wechselte seine Kleider, raste zurück und wurde von Lieutenant Sam Bird erwartet, der berichtete, dass der Sarg aus Dallas beschädigt sei. Er riet dem General, die Familie darüber zu informieren. Den Anruf tätigte Godfrey McHugh. Er sagte, "Bob, der Sarg ist billig und dünn, er ist wirklich schäbig. Ein Griff ist weg und die Verzierungen sind in einem schlechten Zustand." "Besorgt einen anderen", sagte Kennedy. "Ich werde hier nicht weggehen". "Ich will Sie dabei haben." McHugh lehnte ab; es war, erklärte er, eine Ehrenwache. "Aber ich kenne einen Ort in der Nähe. Es ist nur ein paar Häuserblocks entfernt - Gawlers."
So wurde Gawler, ein Bestattungsunternehmer, ein Teil des Präsidentenbegräbnisses. Der beschädigte Sarg war größtenteils dafür verantwortlich, ungeachtet dessen ob er während der Aufbahrung geschlossen würde oder nicht, wären die speziellen Künste des Bestatters nötig gewesen. Der Justizminister konnte ein Staatsbegräbnis in einem ramponierten Sarg nicht zulassen. Eine spätere Überprüfung offenbarte, dass der Leutnant und die beiden Generäle das Ausmass des Schadens an O'Neals Britannia übertrieben hatten. Der Sarg war weder preiswert noch dünn.
Dave Powers notierte: um Mitternacht wählten Larry und ich einen neuen Sarg für unseren Präsidenten aus.
Gawler präsentierte in dieser Nacht zweiunddreissig Särge, jeder von ihnen auf einer samtgesäumten Estrade. Weiches Licht und ein Tonbandgerät mit sanfter Hintergrundmusik. Joe Gawler führte sie hinein. O'Brien sagte im Ausstellungsraum zu ihm: "Würden Sie uns bitte den einfachsten in der mittleren Preisklasse zeigen?" Ich weiss nicht, warum ich ihn darum bat, aber ich glaube, es war, weil der Sarg das amerikanische Volk repräsentieren sollte. Deshalb dachte ich, er sollte simpel sein. Und das bekamen wir. Er zeigte uns einige und wir nahmen den mit einfachsten Innenraum. Ich habe nie nach dem Preis gefragt. Laut O'Donnell wählten sie den zweiten Sarg den sie betrachteten. "Ich weiss, dass Larry und ich gleichzeitig die gleiche Entscheidung trafen. Es war klar."
Joe Gawler und Joe Hagan, sein Assistent, überwachten den Verlad des Sarges in einen Leichenwagen. Die junge Kosmetikerin des Unternehmens begleitete sie zum Bethesda. Die beiden Särge, O'Neals und Gawlers, standen für eine Weile im Vorraum der Leichenhalle nebeneinander. Dann wurde derjenige von O'Neals für die Lagerung entfernt, Irishmen und George Thomas wurden in den Hauptraum gelassen. Das Autopsie-Team hatte seine Arbeit beendet, eine anstrengende, dreistündige Aufgabe, die wegen eines Schädelfragments unterbrochen wurde, das auf der Elm Street aufgefunden und von Bundesagenten abgeholt worden war. Die Art der zwei Wunden und die Anwesenheit von Metallbruchstücken im Kopf des Präsidenten war nachgeprüft worden; das Metall von der Kugel von Oswald wurde dem FBI übergeben. Die Ärzte des Bethesda sahen voraus, dass ihre Ergebnisse später zum grössten Teil genauen Untersuchung unterworfen würden. Sie hatten Berichte der medizinischen Anweisung von Mac Perry für die Presse gehört und sie hatten entdeckt, dass alle Beweise an der Eintrittswunde im Hals, durch die Tracheotomie von Perry vernichtet worden waren. Im Gegensatz zu den Ärzten im Parkland hatten sie den Präsidenten umgedreht und ein Loch im Nacken gesehen. Sie waren überzeugt, dass Perry eine Austrittswunde sah. Kommandant James J. Humes, Bethesda-Chef der Pathologie, rief Perry kurz nach Mitternacht in Dallas an und klinische Fotografien wurden erstellt, um die Ärzte in Dallas im Schockraum 1 zu bestätigen.
Der Zweck der langen Reise war, sie von Fotografen abzuschirmen. Die Kameraleute wurden enttäuscht. Sie hatten jede Ausfahrt ausgekundschaftet und entdeckten den Krankenwagen, der neben Gawlers Leichenwagen geparkt war. Clint Hill murmelte: "Lasst sie, sie sollen es sehen." Sie sahen nichts, alles ging viel zu schnell. Der Sarg glitt hinein, sie sass auf dem Notsitz daneben; Robert Kennedy sass auf dem Boden und um 3:56 Uhr sagte Clint Bill zu Greer, er soll losfahren. Greer folgte General Wehles Auto durch das Haupttor.
Im Lafayette Park glitzerten die nackten Ulmen und Buchen, als der General das Licht auf dem Autodach abdrehte. Er informierte die Passagiere in seinem Wagen, dass er durch das Northwest Gate fahre und das Tempo verlangsamte wegen einer Ehren-Wache der Marines. Die Information erreicht den hinteren Bereich des Krankenwagens nicht. Mrs. Kennedy hörte "ein langsames Rasseln". Der Justizminister dachte, er höre Trommeln und vielleicht aus der Entfernung Musik. In Wirklichkeit war es nur Leutnant Lees Trupp, der sich vorwärts bewegte, in strammer Haltung, in diesem bewegenden Rhythmus der Trauer.
Die zwei Haupttrauernden traten heraus; Shriver verschränkte leise ihre Hände. Das Sarg-Team bewegte sich in Richtung Krankenwagen. Normalerweise berührt der kommandierende Offizier den Sarg nicht, weil er ihn aus dem Gleichgewicht bringen könnte, aber auf den Treppen der Säulenhalle taumelten die sechs Männer von Lieutenant Bird. Schnell beschleunigend, liess er seine Finger unter den Sarg gleiten und fühlte eine Reissen in seinem Arm. Der Soldat vor ihm rollte mit den Augen und flüsterte: "Guter Gott, lass nicht los" und alle trugen den Sarg durch den Marmorsaal, in den East Room, auf den Katafalk. Maître Fincklin und ein Pförtner zündeten die grossen Kerzen an. Bill Walton reichte Godfrey McHugh ein paar Blumen, die sie auf den Sarg legte. McHugh war ungeschickt aber Walton entschied, dass das Umlagern warten konnte. Er ging auf Zehenspitzen weg; er war darauf bedacht, die Trauerfamilie nicht zu stören. Sie waren zusammen auf der Südseite des Zimmers, von Zeit zu Zeit schauten sie auf den Sarg. Unter ihnen war Pierre Salinger, der schrieb: "Unser Chef war zuhause. Und zum ersten mal begann ich zu glauben, dass er wirklich tot war."
"Ein Priester sagte einige Worte", bemerkte Schlesinger. Es war ein kurzer Segen. Diejenigen am anderen Ende des Raums konnten ihn nicht hören. Pater Kuhn von St. Matthews las den De Profundis, Psalm 130. Für die Witwe war der Segen höchst passend, sie hatte so viel durchgemacht. Jetzt wusste sie, dass sie zuhause war. Sie kniete vor der Fahne der Veteranen und begrub ihr Gesicht im Sternenfeld. "Dann ging sie weg", schrieb Schlesinger. "Der Rest von uns folgte ihr."
Sie marschierten aus der Halle. Sie stieg die Treppe in den zweiten Stock hoch und wartete auf eine Anweisung des Justizministers. Bob flüsterte ihr zu, dass er das mit dem Sargdeckel noch regeln wird. Der Bruder des Präsidenten forderte die Soldaten auf, sich aus dem Katafalk zurückziehen und näherte sich allein dem Sarg. Es war das erste Mal, dass er den Körper gesehen hatte. Jackie hatte recht und er erklärte: "Jackie will den Sarg geschlossen."
Am Montagmorgen: um 7:00 Uhr, in der ersten Viertelstunde bei Tageslicht, tauchte eine drahtige Figur aus dem Südosttor des Weissen Hauses auf und ging zu Fuss zur 3.2 km entfernten Union Station. "Das Wetter war herrlich", schrieb Mary McGrory, "frisch und klar". Der Justizminister war ruhelos. Er rief ein Taxi und ging zurück ins Weisse Haus und rief Ted Sorensen an. Er dachte an die Zitate, die er am Grab lesen sollte, sagte er. Etwas vermisste er, er wollte mehr über die Bürgerrechte hinzufügen... Im oberen Stockwerk begann der Montag im Esszimmer mit einer kleinen Geburtstagsfeier. Miss Shaw vergass, dass der junge John heute drei Jahre alt wurde aber als sie es realisierte hat sie sich dafür entschieden, beim Frühstück eine kleine Feier zu machen. Der Junge wusste, dass er bald ein Jubiläum hatte. In seinem Alter bedeuteten Daten jedoch sehr wenig. Caroline wurde gesagt sie würden später in der Woche feiern. So gab es keine Enttäuschung, keine Traurigkeit. Es gab nur den freudigen Jubel eines Dreijährigen, der seiner grossen Schwester und Miss Shaw, die "Happy Birthday to you" sangen, zuhörte und dann zwei Geschenke öffnete - ein Spielzeughubschrauber von Caroline und von ihrer Krankenschwester ein Peter Rabbit Buch.
Nach dem Frühstück kleidete Miss Shaw sie in ihre blauen Mäntel und roten Schuhe. Sie legte das schwarze Trauerband in Carolines Haar, liess ihren eigenen schwarz-weissen Mantel über ihre weisse Uniform gleiten, verliess John mit Dave Powers und brachte das Mädchen ins Wohnzimmer. Plötzliche Stille. Das war das Ding mit Kindern: jedes Mal, wenn die Leute die harte Realität vergassen, wurden sie mit diesen verwundbaren kleinen Kinder konfrontiert. Robin Duke ging zu ihr hin und sagte, "ich werde deine Hand nehmen, Caroline." Aber Caroline hatte den Willen ihrer Mutter. "Nein, ich halte Mr. Fosters Hand", flüsterte sie. Ihre Mutter hatte sich daran erinnert, was heute gewesen sein sollte. Eine ihrer gekritzelten Notizen begann mit "Johns Party - Karte - die Presse muss kommen." Am Ende der Seite schrieb sie in grossen Buchstaben: "Aufbruch 10:00 Uhr" Das war die Frist und die ganze Familie beeilte sich. Eunice hatte ihr bestes schwarzes Mutterschaft-Abendkleid angezogen. Alle Schwestern trugen schwarze Strümpfe und Handschuhe und sorgten sich um ihre Mutter, die sich unwohl fühlte und auch so aussah. Joe Gargan mietete für Ted einen Anzug, aber er war unvollständig angekommen. Hut, Handschuhe und Hosen fehlten. Der Senator musste Kompromisse eingehen. Er musste die Handschuhe des Präsidenten tragen und ohne einen Hut gehen. Bob war einverstanden, dass sie ohne Hut gehen. Mit der Folge, dass alles Männer, Staatsoberhäupter, Kabinettsmitglieder etc. ohne Hut erschienen, sodass es keiner bemerkte. Die einzige, verfügbare Hose gehörte ihrem Bruder. Er trug sie am Tag des Amtsantritts. Er war schlanker als Ted. Draussen bestieg die Familie eine Karawane von Limousinen und fuhr zum Capitol Hill, wo die lange Parade gebildet wurde und wartete. General Wehle stand wieder an der Spitze; hinter ihm vertraute Farben: die scharlachroten Tuniken der amerikanischen Marine, das graue der West Point Kadetten, das Marine-Blau der Seekadetten, das hellere Blau der Luftwaffe. Hinter den Truppen, hob der reiterloser Black Jack, geführt von Arthur Carlson, seinen herrlichen Kopf, die lackierten Stiefel und das Silberschwert, das im kalten Sonnenlicht glitzerte.
Lieutenant Sam Bird bildete das Sarg-Team um ihn herum in einem engen Kreis. "Senkt eure Köpfe." sagte er. Er schloss seine Augen. "Lieber Gott", betete er "gib uns bitte Kraft, die letzte Sache für den Präsidenten zu erledigen." Er schaute auf seine Uhr. "Lasst uns gehen;" sagte er. Sein Befehl war, den Katafalk nach dem Empfang eines Signals, ein kurzes Nicken des Kaplans auf der anderen Seite der grossen Halle, um 10:27 Uhr zu betreten. Aber aus 10:27 Uhr wurde 10:30 Uhr und dann 10:40 Uhr, der Captain blieb unbeweglich. Die Familie kam 10 Minuten zu spät an und Robert Kennedy improvisierte. Er wollte einen letzten, endgültigen, privaten Moment. "Lasst uns gehen", schlug er Jackie und Ted vor. Leutnant Bird sah die Witwe des Präsidenten, flankiert von den Brüdern ihres Mannes, auf die Bahre vorrücken.
Die Kennedys knieten zusammen, drei Köpfe der Flagge zugewandt, zehn Minuten lang betend. Sie standen auf, stiegen die Marmorstufen hinunter und jetzt schnellte der Captain vor. "Sichert den Sarg", befahlt Leutnant Bird. Auf dem Platz spielte die Coast Guard Academy Band "Hail to the Chief", das nicht mehr sonderbar schien, als sich Birds Sargträge in die Sonne bewegten und auf dem Portikus zwischen den Säulen stehen blieben; dann, nach dem Lied "O Gott der Lieblichkeit" kam das Sarg-Team mit dem Sarg die sechsunddreissig Stufen hinunter. Der Sarg schien unglaublich leicht und so schien es für jeden der acht Sargträger, die weder miteinander sprechen, noch Blicke austauschen konnten bis er auf der Lafette festgebunden war. Der Tambourmajor hob den Taktstock und das Gefolge setzte sich zu "Our Fallen Heroes" in Bewegung. In der vollen Pracht verliess John Kennedy Capitol Hill zum letzten Mal.
Das Marschieren war fast zu perfekt. Im Oval Room beobachteten O'Donnell, O'Brien und Red Fay den Umzug im Fernsehen. Im Hintergrund kümmerte sich Dave Powers um John. Ein Agent hatte ihn gebracht, um sich seiner Schwester anzuschliessen und Powers schlug vor, dass sie einen Champagner-Toast für den gefallenen Helden aussprachen. Maître Fincklin hatte immer eine Flasche auf Eis. Über dem Lafayette Square begannen die Glocken zu läuten.
Jacqueline Kennedy sagt Weels, dass sie während des Fusswegs zu St. Matthews ihre Kinder so nahe wie möglich bei sich haben will. Das Auto wurde bei der Säulenhalle abgestellt, in Richtung des Nordwest Tores. Caroline, John und Miss Shaw sassen auf dem Rücksitz und die Türen waren von innen verriegelt. Agent Foster, Lynn Meredith und Muggsy O'Leary standen um sie herum. "Fahren Sie los", sagte Weels dem Sargent des Weissen Hauses hinter dem Steuerrad. "Folgen Sie mir."
Er stand bei der vorderen Stossstange und trat in den diplomatischen Korps, um Platz für das Auto zu schaffen. "Pardon me, excuse me", sagte er, den Weg durch Botschafter und Premierminister bahnend. Schnell war er in der zweiten Reihe. Nur Charles de Gaulle und Haile Selassie waren vor ihm und hier begannen nun die Probleme. Stämmige Franzosen bedrängten ihn von beiden Seiten. "Nicht, nicht, nicht!" schrien sie, nach ihm greifend. Wells vergewisserte sich, dass die Limousine nach wie vor hinter ihm war. "Excuse me", sagte er höflich. "Excusez-moi." Die französischen Wächter und Angie Duke, der gerade seine Staatsoberhäupter fertig einreihte, wurden wütend - und war erleichtert als er sah, dass sie in einer Reihe, Schulter an Schulter durch das Tor gehen würden - "Stopp! Das können Sie nicht machen!" "Pardon me", sagte Wells. "C'est impossible!" brüllte ein Mann. De Gaulle drehte sich um, erschrak und trat zurück. Das war die Öffnung, auf die Wells gewartet hatte. Er schritt zwischen dem General und den "Lion of Judah" hindurch, das Auto folgte ihm und Wells positionierte in genau am richtigen Punkt, vor de Gaulle.
Die Witwe stieg aus, stolperte ein wenig und als sie sich aufrichtete, hörte sie den letzten Refrain der Navy Hymne ausklingen. Sie pausierte kurz bei der Grand Duchess von Luxemburg und Haile Selassie, dabei schaute sie einen Moment zu General de Gaulle. Dieser Teil der Beerdigung wurde von anderen Leuten organisiert. Sie machten sich keine grossen Gedanken über die bedeutenden Besucher. Jetzt waren sie hier, alle in einer Reihe. Sie erspähte de Gaulle. Sie nickte ein bisschen und sah ihn "irgendwie nicken und den Kopf senken, sein Gesicht niedergeschlagen."
Sie drehte sich auf dem Absatz um und gingen los. Der Chor, der seine Lungen für den Kanon "Dona Nobis Pacem" füllte, wurde unterbrochen. Die Kirchenglocken läuteten weiter, als Bob auf ihrer rechten und Ted auf ihrer linken Seite schritten. Da wurden die Glocken von einem schrillen Pfeifen begleitet. Die neun Pfeifer von der Black Watch wurden von Colonel Miller geführt. Die Witwe schwankte, den Tränen nahe. Dann begannen die amerikanischen Drummer ihr gedämpftes trommeln. Sie hielt Bobs Hand, jetzt liess sie los, lief rasch vorwärts, Kopf hoch, der Wind spielte mit ihrem Schleier. Sie selbst hörte nur Bob und Ted sagen "das ist zu schnell" oder "ein wenig schneller". Die Scharen auf der anderen Seite, sah niemand ausser sie. Melville Bell Grosvenor, aus einem im vierten Stock zusehenden Fenster schrieb: "Jacqueline Kennedy ging mit einer Haltung und Anmut, die Worte nicht ausdrücken können - ebenso königlich wie jeder Kaiser, König oder Prinz, der ihr folgte."
Sie schaute nie zurück. Direkt hinter ihr waren Jamie Auchincloss, Sargent Shriver und Steve Smith; dann, nach einem Zwischenraum die Johnsons, gefolgt von Caroline und John im nicht markierten Auto. Der neue Präsident, geführt von Behn und Youngblood, ging im menschlichen Konvoy fast verloren. Zwölf nebeneinander, die ausländische Delegation, schritten und schlurften in 16 Reihen. De Gaulle, Selassie, King Baudoin, Königin Frederika, Ludwid Erhard, Chung Hee Park von Südkorea und Diosdado Macapagal von den Philippinen fielen auf der Vorderseite auf und beeindruckte Zuschauer nahmen an, dass die zweihundert Männer um sie herum Herrscher oder Leiter der Trauernden waren. In der Tat waren mehr als die Hälfte bewaffnete Eskorten, die auf die Fenster oben schielten und Lee Radziwill und die Kennedy Schwestern bewachten.
Auf den Stufen zu St. Matthews wartete Kardinal Cushing in seinem schwarzen und roten Gewand und hoher weisser Mitra. Jacqueline Kennedy fand ihn "so...enorm." Er selbst sah gerade den Sarg des Präsidenten in der Rhode Island Avenue auftauchen; er neigte seinen Kopf und weinte kurz, die Tränen wischte er mit zitternder Hand weg. Sobald die Army Band "Hail to the Chief" beendete und mit Hymne "Ray for the Dead" begannen, öffnete er seine Arme für Mrs. Kennedy und ihre Kinder. Er küsste sie und sie kniete nieder und küsste seinen Ring - eine Geste, die er normalerweise nie erlaubt hätte.
Er kehrte zurück, gefolgt von einem Ministranten, der ein Kreuz hielt. Leutnant Birds Team trug den Sarg die Treppe hoch bis zum Kircheneingang, als der Kardinal mit Weihwasser zurück kam und den Weg blockierte. Die acht Sargträger waren in der schlechtmöglichsten Haltung. Das Gewicht war ungleich verteil und Bird stemmte sich verzweifelt gegen die Rückseite, während die kratzende Stimme immer weiter redete. Der Leutnant hatte noch nie ein solch langes Gebet gehört. Gerade als er im Begriff war zu flüstern, "Kardinal, besser sie bewegen sich jetzt", erreichte seine Eminenz das Ende "Et lux perpetua luceat ei" - "Und das ewige Licht leuchte ihm" - küsste die Flagge und trat zur Seite. Die erschöpfte Mannschaft senkte die Last auf den Wagen. Der Kardinal ging hinein, während Bischof Hannan noch blieb. Im Mittelgang sah sich der Kardinal nach einem Pförtner um und sah Rose Kennedy auf einer Seite. "Rose, meine Liebe", sagte er und umarmte sie. "Kommen Sie mit mir." Sie schüttelte ihren Kopf. Die Mutter des Präsidenten war zu aufgeregt, um in der Prozession zu gehen; sie hatte ihren Weg hierhin mit Ann Gargan und Bobby Fitzgerald, einem Cousin gemacht. Körperlich war sie kurz vor dem Zusammenbruch. Sie hatte sich geweigert, jemandem davon zu erzählen, nur Ann und Bobby wussten es. Sie war entschlossen, ausser Sicht zu bleiben und im letzten Moment in die vorderste Reihe zu gehen. Hinter dem Kardinal kam Lyndon Johnson. Langsam schritt er hinter dem rollenden Sarg bis zum Kreuzschiff. Der Präsident stoppte bei Ben Bradlee. Plötzlich hatte Ben Mitleid: "Ich wusste, dass er für den Rest seines Lebens in Kennedys Schatten sein würde und er braucht Hilfe." Ben flüsterte: "Gott segne sie", und der Präsident reagierte mit seinen Augen.
Von der ersten Kirchenbank aus sah John Jr. Haile Selassie. Der Löwe von Judah, der neben Larry O'Brien wie ein Zwerg aussah, war ein Riese für John. Letzten Sommer kam er ins Weisse Haus und brachte auch Geschenke mit: einen Mantel aus Leopardenfell für Mrs. Kennedy (den sie als Zeichen von Respekt, trotz schwüler Hitze getragen hatte) und zwei Spielsachen aus Elfenbein, eine Puppe für Caroline und ein Krieger für John. Seitdem hatten die Kinder nicht aufgehört, über Haile Selassie zu sprechen und John zeigte zur Seitenkapelle und starrte ihn bewundernd an. Dann wurden die Formalitäten für den Jungen langweilig. Er zappelte herum. St. Matthews bronzene Türen wurde nach den letzten vier Personen - Richterin Sarah Hughes, Bunny Mellon, Martin Luther King und Mary Ryan aus Irland - geschlossen. Luigi Vena sang "Pie Jesu", als das Kreuz langsam zurück zum Altar gebracht wurde, begleitet von zwei Ministranten, die Kerzen trugen. Der Kardinal folgte ihnen, sang in lateinischer Sprache. Hinter ihm Sargträger, die den Sarg in die richtige Position brachten, ein paar Meter von der Witwe entfernt.
Offiziell war der ganze Tag für die Trauerfeier vorgesehen, aber der Höhepunkt des öffentlichen Kummers wurde erreicht, als Kardinal Cushing unter den besorgten Augen von Sam Bird Weihwasser prengte, vorbei an Captain Cecil Stougton (der, nach drei Tagen Fotografieren hinter seiner Kamera weinte) und die Prozession im Inneren führte. Für die nächsten fünf Minuten waren die Vereinigten Staaten praktisch isoliert. Telefonieren und die Kommunikation über Kabel war bis 12:19 Uhr nicht möglich. Der Panamakanal wurde geschlossen. Rund um den Globus waren in 90 Nationen die Flaggen der Kirchen auf Halbmast. Schiffe auf See warfen Kränze über Bord. Auf siebentausend U.S. Militär Posten feuerten siebentausend Geschütze einundzwanzig Salutschüsse ab, auch die in Vietnam, wo es 14 Minuten nach Mitternacht war. Krieger hielten Trauer in der Finsternis Nairobis und in Athen, das auf dem Höhepunkt seiner Abendstosszeit war, gingen griechische Polizisten auf die Kreuzungen und hielten alle Autos auf. Als die Messe vorbei war, schulterten die Sargträger den Sarg und trugen ihn nach draussen. Dort sah Jacqueline Kennedy die Lafette zum dritten Mal. Der Kardinal wechselte beim Altar schnell die Robe; er sah das kleine Mädchen seine Mutter trösten und in einer scharlachroten Mitra und scharlachroter Robe beugte er sich hinunter und umarmte das Kind. "Ich werde nie vergessen, dass Sie ihn 'Lieber Jack' nannten", sagte Jackie. Ihre Augen waren immer noch feucht. Sie beherrschte sich mit offensichtlicher Anstrengung und es war eine Erleichterung, als sie Foster mit John kommen sah; das Berühren des Jungen war eine Ablenkung genau jetzt, wo sie es brauchte.
Es dauerte einen Moment. Der Schwung des Festzugs hatte sie wieder eingeholt und gerade als sie John Jr. zu ihrer linken Seite brachte, spielte die Band "Hail to the Chief." Das war das letzte mal, dass es für Präsident Kennedy gespielt würde, Offiziere und Polizisten salutierten. Die Geistlichen falteten Händen, Laien standen aufrecht. Jacqueline Kennedy erinnerte sich, wie der Junge es geliebt hatte mit seinem Vater Soldat zu spielen, beugte sich vor, nahm ihm das Büchlein ab und sagte, "John, du kannst deinem Daddy jetzt salutieren und auf Wiedersehen sagen." Die kleine rechte Hand erhob sich steif. Hinter im faltete sich das Gesicht von Robert Kennedy im Schmerz und Bischof Hannan, der über die Strasse blickte, sah die Zuschauer tief getroffen in sich zusammenfallen. Keiner der Bilder vom Montag hat so eine Kraft wie der Gruss von John Jr., Mrs. Kennedy, aufrecht stehend, verpasste es, und als ihr das Fotos später gezeigt wurde, war sie erstaunt. Sie hatte eine unscheinbare Geste erwartet; in der Vergangenheit war sein Salutieren eher komisch und in ihren Worten "irgendwie schlaff."
John F. Kennedy wurde auf dem Nationalfriedhof Arlington beigesetzt. Auf seinem Grab brennt eine "Eternal Flame".
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